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Projekt für psychisch kranke Eltern und ihre Kinder

Drachenflieger jetzt auch im Südkreis

Waldbröl - Der Evangelische Kirchenkreis An der Agger, der Oberbergische Kreis und das Klinikum Oberberg haben gemeinsam ein Projekt in der Erziehungsberatung für psychisch kranke und suchtkranke Eltern und ihre Kinder initiiert. Die Situation von Kindern psychisch kranker und suchtkranker Eltern rückt zunehmend in den Fokus sowohl der kinder- und jugendpsychiatrischen Forschung als auch der Beratungsstellen. Diese Kinder haben ein wesentlich erhöhtes Risiko, selbst psychisch zu erkranken oder durch die psychische Erkrankung ihrer Eltern schwer belastet zu werden. Um diesen Familien zu helfen, haben der Evangelische Kirchenkreis An der Agger, der Oberbergische Kreis und das Klinikum Oberberg das Projekt „Drachenflieger“ in Waldbröl für den Süden des Oberbergischen Kreises aufgesetzt.

Im Haus für Alle, der Beratungsstelle des Kirchenkreises An der Agger für Erziehungs-, Familien, Ehe- und Lebensberatung in Waldbröl, wurde das Projekt jetzt vorgestellt. Diakoniepfarrer Thomas Ruffler, stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises, sagte: „Kinder sollen freier und leichter dem Alltag begegnen. Dazu passt das Bild des Drachenfliegens.“ Christian Gröger, seit einem Jahr Leiter des Hauses für Alle, lobte die schnelle Bereitschaft des Klinikums Oberberg, an dem Projekt mitzuwirken.

Das Projekt Drachenflieger bietet Beratungsangebote sowohl für die Kinder als auch für die psychisch- oder suchtkranken Eltern. „Wir haben erfolgreich eine Brücke zwischen dem Gesundheitswesen und der Jugendhilfe geschlagen“, sagte Claudia Kunczik, stellvertretende Leiterin des Hauses für Alle. Heinz Thelen, Leiter des Jugendamts Oberbergischer Kreis, schilderte die Anfänge des Projekts im Oberbergischen Kreis. In Wipperfürth ist das Projekt für den Norden des Oberbergischen Kreises bereits erfolgreich realisiert. Im nächsten Jahr soll Gummersbach mit der dortigen psychologischen Beratungsstelle und dem Klinikum Oberberg in Gummersbach folgen. „Das Projekt soll im ganzen Oberbergischen Kreis in Zusammenarbeit mit den drei Beratungsstellen angeboten werden.“ Der Kreis werde sich finanziell und beratend weiter engagieren.

Offene Elternsprechstunde Klinikum Oberberg in Waldbröl

Das Projekt Drachenflieger hat zwei Säulen: Seit September 2017 gibt es in den Räumen der Psychiatrie im Kreiskrankenhaus Waldbröl eine offene Elternsprechstunde. Diese ist ein niederschwelliges Beratungsangebot für Patienten und deren Angehörige zu allen Fragen, welche die Familien von psychisch kranken Eltern betreffen: Scham, Tabuisierung, Umgang mit der Krankheit in der Familie, Auswirkungen auf die Kinder, Klärung von notwendigen Hilfen. Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg, stellte das Angebot des Krankenhauses in Waldbröl vor. Neben einer stationären Behandlung werden auch teilstationäre und ambulante Behandlungen in der Psychiatrie angeboten. Das Projekt Drachenflieger sei ein sehr gutes ergänzendes Angebot.

Jahrzehntelang seien die Kinder von psychisch kranken und suchtkranken Eltern vernachlässigt worden, berichtete Chefärztin Dr. Maike D. Möller, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Oberberg am Standort Waldbröl. Bundesweit seien etwa drei Millionen Kinder betroffen. Die Krankheit der Eltern habe „massive Auswirkungen“ auf die Kinder, oft gäben sie sich die Schuld.

Als Beraterinnen steht eine Sozialpädagogin und Psychologin zur Verfügung. Die Beratungen sind für die Familien kostenlos und unterliegen der Schweigepflicht. Betroffene Kinder können gegebenenfalls die „Kindergruppe Drachenflieger“ im Haus für Alle besuchen. Diplom-Psychologin Heike Mühlenbeck berichtete von einer großen Nachfrage.

Kindergruppe Dachenflieger im Haus für Alle

Als zweite Säule des Projekts Drachenflieger gibt es eine Kindergruppe für Kinder von psychisch- oder suchtkranken Eltern. Dieser Kurs startet Mitte November im Haus für Alle. In der Kindergruppe Drachenflieger können Kinder von psychisch- oder suchtkranken Eltern im Alter von acht bis elf Jahren in der Gruppe lernen, wie sie besser mit der belastenden Situation fertig werden können. Die Kindergruppe wird geleitet von den Familienberatern Claudia Kunczik und Dirk Rademaker, beide Sozialpädagogen mit therapeutischer Zusatzausbildung. Der Kurs findet an zehn aufeinanderfolgenden wöchentlichen Terminen statt. Die Gruppenstunden dauern jeweils 90 Minuten. Zusätzlich zur Kindergruppe findet begleitende Elternarbeit statt.

Die Ziele des Gruppenangebotes sind, den Kindern zu ermöglichen, in einer Gruppe mit Gleichbetroffenen, Scham und Isolierung zu überwinden und eine gemeinsame Sprache über die Situation zu finden. Die Kinder werden altersgerecht über die Krankheit aufgeklärt und kommen zum Beispiel über Bilderbücher ins Gespräch über die Erkrankung und die Auswirkungen in der Familie. Viele Kinder haben Loyalitätskonflikte, Scham- und Schuldgefühle. Diese sollen abgebaut und stattdessen Notfallstrategien erarbeitet werden.
Anmeldungen zur Kindergruppe sind jederzeit über das Sekretariat der Beratungsstelle, (02291 4068), möglich, da im nächsten Jahr eine neue Gruppe starten wird. Neben dem Drachenflieger-Kurs bietet das Haus für Alle Hilfe für alle Beratungssituationen. Jeder kann sich unverbindlich melden. (red.-10.11.2017 13:41)


 


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