(Noch) keine Heilung – aber besser therapierbar Arzt-Patientensymposium zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Bewährtes und Neues zum Thema Darmspiegelung, eine wichtige Diagnose- und Kontrolluntersuchung, stellte Dr. Kristahl in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Besonders interessant war hierbei, wie selbst erfahrene Therapeuten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auf leicht zu übersehende Veränderungen im Darm hingewiesen werden können. 8000 Fälle von Neuerkrankungen mit einem chronisch entzündlichen Darm werden aktuell jährlich in Deutschland diagnostiziert. Herunter gerechnet auf den Oberbergischen Kreis sind das 35 Neuerkrankungen pro Jahr. Die Zahl der Betroffenen liegt im OBK bei rund 1500 Menschen. Dr. Ising erläuterte, dass es keinen spezifischen Auslöser für die Erkrankung gibt und die Ursachen sehr vielfältig sein können. Die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen verlaufen meist schubweise, wobei die Entzündungsaktivität zu einer nachhaltigen Darmschädigung führt.
Es gibt keine Patentrezepte für die Behandlung einer CED, wenngleich neue medikamentöse Therapieoptionen, die mit ihren Möglichkeiten und Risiken beleuchtet wurden, den ärztlichen Werkzeugkasten ebenso bereichern wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz. Auch operative Verfahren, Ernährungstherapie, psychologische Unterstützung, Sport und Naturheilkunde stellen Behandlungsoptionen dar. Die vier Säulen einer erfolgreichen CED Behandlung sind nach Dr. Ising die Diagnosestellung mit Verlaufseinschätzung, die Überwachung und das Management des Krankheitsverlaufes, die „richtige“ Therapie und vor allem eine vertrauensvolle Arzt-Patientenbeziehung. Dem Thema „Impfen bei CED“ widmete Dr. Ising einen separaten Vortrag. An einer CED leidende Personen sind in Abhängigkeit von Intensität, Ausdehnung und Komplikationen der CED und wenn sie immunsuppressiv behandelt werden müssen, als teilweise immungeschwächt anzusehen. Sie haben daher ein höheres Risiko, an einer Infektion zu erkranken, die durch eine Impfung verhindert werden könnte. Die STIKO empfiehlt, “so es der Gesundheitszustand des Patienten zulässt, sollen ausstehende Impfungen vor Beginn einer langfristigen Immunsuppression komplettiert bzw. aufgefrischt werden.“ Während eine Impfung mit Totimpfstoffen immer möglich ist, sollte unter Therapie mit Immunsuppressiva keine Impfung mit Lebendimpfstoffen erfolgen. Auch Menschen, die in engem Kontakt zu einer an CED erkrankten Person stehen, sollten in besonderem Maße auf die Vollständigkeit und Aktualisierung der von der STIKO empfohlenen Impfungen einschließlich einer jährlichen Influenza-Impfung achten. Hierdurch werden Infektionsquellen minimiert und die so erreichbare Herdenimmunität schützt auch Personen, die selbst nicht geimpft werden können. Mit Impfungen kann das Risiko für infektionsgetriggerte Schübe verringert werden. Kein in Deutschland zugelassener Impfstoff hat einen nachweislichen Zusammenhang zwischen Impfung und einer neuen Autoimmunerkrankung oder einem Schub einer solchen Erkrankung. Nachdem die Referenten die zahlreichen Fragen beantwortet hatten, wurde der sehr informative Vormittag mit einem schmackhaften Imbiss aus der Küche des Kreiskrankenhauses Waldbröl abgeschlossen. (red.-30.10.2024 12:14)
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