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Wildberger Dorf- und Heimatverein saniert Freigelände um die Glück-Auf-Halle

Grubenloren kehren nach 15 Jahren auf ihr Gleis zurück

Foto: Privat
Reichshof-Wildberg - Nach über zweijähriger Sanierungsarbeit konnte am Sonntag das Wahrzeichen von Wildberg, das Grubenrad mitsamt seinen drei Förderwagen, in neuem Glanz besichtigt werden. Gleichzeitig wurde auch das Freigelände um die Glück-Auf-Halle reorganisiert und ein modifiziertes Verkehrskonzept vorgestellt.

Bereits 2002 hatte der Schützenverein „Einigkeit“ Wildberg e.V., der auch Pächter des im Gemeindeeigentum stehenden Grundstückes und Eigentümer der Glück-Auf-Halle ist, unter der Leitung des inzwischen verstorbenen Dieter Fuchs mit der Kultivierung des zugewucherten Geländes begonnen. Damals wurden auch die drei Förderwagen von ihrem Standort vor dem Grubenrad entfernt, gesandstrahlt und neu lackiert. Seitdem standen sie neben der Glück-Auf-Halle; das Gelände wucherte erneut zu.

2014 übernahm dann der Dorf- und Heimatverein Wildberg e.V., der das Gelände als Start- und Zielort für den Wildberger Rundwanderweg nutzt, die Sanierung von Grubenrad und Loren. In einem Gemeinschaftsprojekt der drei Wildberger Vereine, sollte zeitgleich auch das komplette Freigelände in Ordnung gebracht werden.

Während an der Sanierung des Grubenrades stetig gearbeitet wurde, geschah auf dem Gelände weit und breit aber so gut wie nichts. So übernahm der Dorf- und Heimatverein auch die geplanten Entbuschungsmaßnahmen.

„In der Schnittperiode 2015/2016 haben wir uns um den Nordhang gekümmert um uns 2016/2017 der Ostböschung zuzuwenden“ erklärt Stefan Fassbender, Vorsitzender des Heimatvereins die Vorgehensweise.

Grubenrad

Das Wildberger Grubenrad ist eine Seilscheibe (Rillenrad) aus dem historischen Bergbau. Es wurde in den 1970er Jahren vom Schützenverein im Ruhrgebiet besorgt und als Wahrzeichen des Ortes an der Glück-Auf-Halle aufgestellt.
Kurios: Der Sockel des Grubenrades steht auf einem Original-Fundamentblock des Förderturms „Carterschacht“.
Es handelt sich um ein Speichenrad aus Stahlguss mit einem Durchmesser von 6m. Das Grubenrad wiegt etwa 8 Tonnen.

Die Funktion des Grubenrades war denkbar einfach: Es diente als „Umlenkrolle“ für das Förderseil, welches von einer Dampfmaschine angetrieben, den Förderkorb mit Bergleuten, Material und Gerät in die Tiefe des Schachtes hinablies. Weiterhin überträgt das Grubenrad die Seillasten auf das Fördergerüst bzw. den Förderturm.



Im März 2017 waren die Forstarbeiten fertig und auch die Grubenradsanierung ging voran. Das Rad selber wurde beschichtet, der marode Bruchsteinsockel neu verfugt. Der Bereich um das Industriedenkmal wurde ausgehoben und für die Neuinstallation der Loren vorbereitet.
„Alleine das besorgen der Stahlschwellen für das Gleis der Grubenloren war sehr schwierig“, erzählt Natalie Lütz vom organisations-Team des Dorf- und Heimatvereins, „nach aufwendiger Suche wurden wir bei einer stillgelegten Feldbahn an der tschechischen Grenze fündig.“

„Als Mitte Mai der Posaunenchor aus Odenspiel anrief und um organisatorische Unterstützung bei seiner Veranstaltung bat, war ich es leid“ murrt Fassbender, „wir können uns doch nicht jahrelang mit einem Gelände beschäftigen, das zwar wunderschön ist, mit dem wir aber weiter nichts zu tun haben! Schließlich sind auch unsere Leute ehrenamtlich und in ihrer Freizeit tätig.“

So setzte sich Fassbender nicht nur ans Telefon, sondern legte auch ein Datum fest:
Am 25. Juni zum Fest der evangelischen Kirche muss alles fertig sein!

Und so geschah es auch. Der zwar entbuschte aber unansehnliche Nordhang wurde eingeebnet und eingesät. Eine befestigte Zufahrt zum Sportplatz wurde eingerichtet und die Böschung im Geländeprofil weitergeführt. Für die bislang planlos auf dem Parkplatz Nord herumstehenden Altglascontainer wurde eine gepflasterte Stellfläche hergerichtet. Insgesamt fünf Ruhebänke wurden oberhalb des Sportplatzes positioniert und laden zum Verweilen ein. Ein Waldsofa folgt in Kürze und rundet das Mobiliar auf dem Gelände mit der tollen Aussicht über das Bergische Land ab. Rund um das Grubenrad wurde mit Kleinpflaster aus der Region eine deutliche Aufwertung des touristischen Highlights erzielt. Die Förderwagen, auch Loren genannt, kehrten nach 15 Jahren an ihren angestammten Platz zurück.

Auch die Parkplätze Nord und West wurden aufgeräumt und neu geschottert. Das seit 2003 bekannte Verkehrskonzept wurde umgesetzt.

„Es ist nicht mehr zu verantworten, den an- und abfließenden Verkehr vom Parkplatz Nord mitten durch die Menschenmenge zu lotsen, welche sich bei jeder Veranstaltung vor dem Haupteingang der Glück-Auf-Halle bildet,“ erläutert Markus Schreiner, 1. Vorsitzender des Schützenvereins das Konzept. „Besucher werden nun über die Glückaufstraße zum Parkplatz geleitet, der Bereich vor dem Haupteingang bleibt fahrzeugfrei; der Parkplatz West ist Behinderten und Gebrechlichen vorbehalten. Auf der kompletten Zufahrt gilt nun absolutes Halteverbot; der Wendebereich ist Taxen und Einsatzfahrzeugen vorbehalten“, so Schreiner weiter.

Loren

Im 16. Jahrhundert ergab sich die Notwendigkeit, die Förderleistung im Bergbau zu erhöhen. Bis dahin wurde mit Trögen, Körben oder Laufkarren gefördert. Hatte man zunächst einen eisenbeschlagenen Holzkasten mit Holzscheibenädern und einem Spurnagel (Hunt genannt) zur Verfügung, wurde ab 1850 der gleisgebundene Förderwagen aus Metall eingesetzt. Der Unterschied zwischen dem klassischen Hunt und dem modernen Förderwagen liegt im wesentlichen in der Gestaltung der Hinterräder. Diese sind beim Hunt größer als die Vorderräder und beim Förderwagen gleichgroß. Die Förderwagen wurden von jungen Bergleuten von den Abbaubetriebspunkten bis in die Hauptstrecken geschoben und von dort von Grubenpferden oder mittels Seilförderung zum Füllort befördert.

Die 3 Loren vor dem wildberger Wahrzeichen entsprechen ungefähr den damals verwendeten. Sie stehen auf einem 2017 neu geschweisstem Gleis und wiegen zusammen etwa 6 Tonnen.


„Dieses Verkehrskonzept existiert schon seit 2003 und wurde in Zusammenarbeit mit dem Städte- und Verkehrsplaner André Barié aus Bergisch Gladbach erstellt“, weiß Stefan Fassbender.

„Es wurde bei verschiedenen Musikveranstaltungen und Abibällen erfolgreich eingesetzt. Leider hielt der damalige Vorstand des Schützenvereins generell nichts von Sicherheitskonzepten „Man sei ja nicht in Köln!“, war oft der Tenor. Doch nun, 15 Jahre später und mit abstrakter Terrorgefahr im Nacken, kommt auch die Landbevölkerung zu der Erkenntnis, dass man keine Autos durch Menschenansammlungen fahren lässt“, so Fassbender weiter, „nun haben wir die Unterlagen wieder hervorgeholt, uns mit allen Beteiligten zusammengesetzt und das Konzept realisiert.“

„Wir haben das Verkehrskonzept nun ausprobiert und werden das Thema Sicherheit und Verkehr mit in die Mietverträge der Glück-Auf-Halle aufnehmen“, sagt Markus Schreiner, „jeder Organisator einer öffentlichen Veranstaltung muss sich damit auseinandersetzen und für die Dienstleistung natürlich auch bezahlen. Dafür steht ihm dann eine renovierte Veranstaltungshalle und ein komplett aufgearbeitetes Freigelände zur Verfügung.“

Ganz herzlichen Dank bei der am Ende unglaublich schnellen Umsetzung der Maßnahmen richtet der Dorf- und Heimatverein an alle beteiligten Helfer, an die Firmen Landtechnik Hacke, Bauunternehmung Frank Krämer, an die Firma Udo Schneider, an die Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln, die Bergische Wertstoff-Sammel-GmbH und vor allen en an die Gemeinde Reichshof, welche als Eigentümerin des Geländes mit annähernd allen Fachabteilungen beteiligt war und ohne deren Hilfe die Geländeaufarbeitung nicht möglich gewesen wäre. (red.-06.07.2017 08:11)


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