Exkursion zu Schauplätzen der nationalsozialistischen Vergangenheit Spurensuche
Die Exkursion ist ebenso wie die Datenbank zum Thema“ Historischer Rassismus“ eine Idee aus dem Netzwerk der oberbergischen Courage-Schulen. "Diese Spurensuche ist uns als Kooperationspartner des bundesweiten Netzwerks „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage" ein besonderes Anliegen", sagt Dorothea Wirtz vom KI. Sie hat die Regionalkoordination für den Oberbergischen Kreis übernommen. Bundesweit gibt es 2.500 beteiligte Schulen. In dem Netzwerk sind inzwischen auch 13 Schulen im Oberbergischen Kreis organisiert. Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und alle anderen Mitarbeiter verpflichten sich, bei jeder Art von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, mit Zivilcourage einzugreifen - in der Schule und in ihrem Umfeld. Bei der Exkursion entpuppen sich scheinbar unauffällige Orte als Schauplätze des oberbergischen Nationalsozialismus. Anschaulich vermittelt Wilfried Hahn, wie und warum sich der Nationalsozialismus gerade bei der überwiegende armen Landbevölkerung durchsetzen konnte. Als einflussreichste und prägende Person der NS-Zeit im Oberbergischen beschreibt der 78Jährige den Nümbrechter Robert Ley, geboren am 15. Februar 1890 in Niederbreidenbach, ehemals Gemeinde Marienberghausen, gestorben am 25. Oktober 1945 durch Selbstmord im Nürnberger Kriegsverbrechergefängnis. Der zunächst unscheinbare Ley entwickelte sich in seiner Position als Reichsleiter der NSDAP und Leiter des Einheitsverbands Deutsche Arbeitsfront zu einem der führenden Politiker in der Zeit des Nationalsozialismus. 1936 kaufte Ley das Gut Rottland, etwa 5 km von der Waldbröler Innenstadt entfernt, um es als Herrensitz ausbauen zu lassen. Waldbröl sollte Deutschlands Agrarhauptstadt werden und die "größte Stadt zwischen Köln und Kassel."
Insbesondere die Schülerinnen und Schüler sind von den Berichten Hahns bewegt: "Wir haben über das Internet bereits viel erfahren und erarbeitet, doch so eine persönliche Schilderung verdeutlicht das Geschehen hier vor Ort", sagt Delia Heidrich, Schülerin der Stufe 11. am Wiehler Gymnasium. "Es ist sehr beeindruckend zu erfahren, was sich ch in unserer Gegend im Dritten Reich zugetragen hat", ergänzt ihre Mitschülerin Sophia Jakobs. Besonders konkret werde das durch Hahns Berichte über damals lebende Personen und wichtige Zeitzeugen, die er teilweise selbst kennengelernt hat. Auf einem Höhenzug von Thierseifen (Waldbröl) führt Wilfried Hahn die Gäste zu einem Hundetrainingsplatz, auf dem sich in den 30er Jahren ein Lager des Reichsarbeitsdienstes RAD - befand. In Lagergebäuden wurden nach dem Krieg sogenannte "Displaced Persons" untergebracht, "Jüdinnen und Juden, die die Konzentrationslager überlebt hatten und nun in Deutschland und Europa umherirrten", berichtet Wilfried Hahn. Viele Schauplätz der nationalsozialistischen Vergangenheit im Oberbergischen hat die Natur zurückerobert. So befindet sich oberhalb der Friedensmauer in Waldbröl ein großräumiges Gelände, auf dem einst eine "Adolf-Hitler-Schule" errichtet werden sollte. "Diese Schulen waren Vorschulen für die sogenannten Ordensburgen, etwa: Burg Vogelsang in der Eifel und Sonthofen im Allgäu, in denen ein Lernziel war, dass man kein Mitleid mehr empfinden sollte", erklärt Wilfried Hahn. Die Überreste der Außenmauern lassen erahnen, innerhalb welcher Monumentalarchitektur bis zu 480 Schüler im 24-Stunden-Betrieb gedrillt werden sollten.
Für den Projektkreis "Dass Ausschwitz sich nicht wiederhole", begleiten Geschichtslehrer Frank Wendel und Referendar Tim Taplick diese besondere Busfahrt. Beide sind überzeugt, dass Hahns authentische und lebhafte Schilderung allen Exkursionsgästen die NS-Zeit im Oberbergischen näher bringen. "Das schafft kein Geschichtsbuch und kein Artikel im Internet", sind sich die Pädagogen einig. An den Gedenkstätten in Nümbrecht wird es dann still. Aufgrund der durchweg positiven Resonanz auf die geführte Bustour zu Schauplätzen der nationalsozialistischen Vergangenheit im Oberbergischen Kreis, plant das KI weitere Exkursionen dieser Art. Informationen dazu erhalten Sie auf www.obk.de/ki und bei der Ansprechpartnerin des KI, Dorothea Wirtz, Telefon 02261 881242 und per E-Mail dorothea.wirtz@obk.de. (red.-23.04.2018 13:53)
© 2003-2012 oberberg-heute.de Alle Rechte vorbehalten.
|