2025 ist Schluss – Grund ist fehlendes Vertrauen der Politik

Bürgermeister Jörg Bukowski steht nicht zur Wiederwahl 2025

Sehr geehrte Damen und Herren!

Anfang des Jahres wurde ich bereits aus dem politischen Umfeld heraus gefragt, ob ich wohl 2025 wieder zur Bürgermeisterwahl in der Gemeinde Morsbach antreten werde. Eigentlich ein recht früher Zeitpunkt, 2,5 Jahre vor der Wahl. Allerdings beschäftige ich mich tatsächlich selber schon länger mit dieser Frage. Insbesondere in der Folge meines Bandscheibenvorfalls mit OP im Sommer letzten Jahres, wo ich darauf hingewiesen wurde, dass häufig auch die Psyche eine Rolle spielt. Tja, wenn der „Rucksack“ zu schwer ist, dann hat das auf Dauer folgen…

Im Rosenmontagszug wurde eine „Zeitung“ verteilt, die titelte: „Bürgermeisteramt auf Dauer zu schwer - Bukowski wird neuer UN-Generalsekretär“ - nein, das sicher nicht! Aber meine Entscheidung steht tatsächlich fest: zum Ende dieser Legislaturperiode, also im Herbst 2025, werde ich nicht wieder zur Bürgermeisterwahl in unserer Gemeinde antreten.

Für das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler, das sie mir in drei (bzw. mit der Landratswahl 2015 in vier) Wahlen mit großer Zustimmung gegeben haben, bedanke ich mich. Leider habe ich das Vertrauen nicht (mehr) bei den politisch Verantwortlichen. Die letzten beiden Abstimmungen über die Haushalte 2022 und 2023 haben gezeigt, dass es eine „kritische Mehrheit“ aus CDU und SPD im Gemeinderat gibt, die aus unterschiedlichen Gründen meine Arbeit nicht unterstützen können oder wollen, sondern maßgeblich erschweren und wenig lösungsorientiert unterwegs sind. Auch die Entscheidung über das Draisinenprojekt war für mich bezeichnend (ohne Begründung von der CDU-Fraktion und -begründet- von der SPD-Fraktion abgelehnt). Insgesamt hat sich die Zusammenarbeit mit allen politischen Gruppen deutlich verschlechtert, was wahrscheinlich auch nicht unerheblich mit der Corona-Situation zu tun hat, wo persönliche Treffen bekanntlich nicht mehr stattgefunden haben. Meine Teilnahme an (auch online-) Fraktionssitzungen in den letzten drei Jahren kann ich an zwei Händen abzählen. Aber gerade hier erfolgen ja die politischen Diskussionen der Ratsmitglieder und sachkundigen Bürgerinnen und Bürger. Seit Beginn meiner Amtszeit 2009 gibt es keinerlei direkte Gespräche auf Initiative der CDU-Fraktion. Das Verhältnis zu den SPD-Fraktionsvorsitzenden war und ist schwierig. In den letzten Jahren wurden zudem von der Fraktion einige zu treffende Entscheidungen inhaltlich anders bewertet und daher abgelehnt.

Für mich persönlich ist das leider eine sehr schwierige und kaum zu ertragende Situation, weil es mir ausschließlich um das Wohl unserer Gemeinde geht. Und da kann man gerne unterschiedlicher Auffassung sein. Ich sehe es als hilfreich an, sich mit konstruktiver Kritik auseinanderzusetzen. Hier geht es aber um die Art und Weise wie man miteinander umgeht. Und es geht vor allem darum, dass ich als Verantwortungsträger Rückhalt haben muss, der überwiegend von der BFM-Fraktion und der FDP sowie -mit kleinen Einschränkungen- von den Grünen gegeben ist. Wie soll ich Verhandlungen führen, wenn ich mir nicht sicher sein kann, wie die politische Mehrheit denkt? Und wir haben, gerade auch aktuell, mit großen, schwierigen Themen zu tun, die bedeutende Auswirkungen haben (bspw. Entwicklung im Tourismus (u.a. Erhalt der Hängebrücke); Neubau Sportplatz Auf der Au oder Verlagerung an die Hahner Straße; Erhalt oder Abriss der Turnhalle C; Klimaschutzkonzept; Gemeindeentwicklung z.B. im Ortsteil Lichtenberg; Brandschutzbedarfsplan (u.a. mit der Frage der Anschaffung einer Drehleiter); Schulentwicklungsplan (mit zusätzlichem Platzbedarf insbesondere im Rahmen des Anspruchs auf Ganztagsbetreuung) u.vm.).

Es ist mir nach wie vor Verpflichtung, meiner Verantwortung als Bürgermeister der Gemeinde Morsbach mit ganzer Kraft und nach besten Wissen und Können bis zum letzten Tag nachzukommen.
Die Rückenbeschwerden sind ja „nur“ das Symptom, die Ursache dafür liegt woanders. Die Arbeit für und mit den Menschen in unserer Gemeinde mache ich sehr gerne. Selber habe ich den Eindruck, dass wir als Gemeinde, vor allem mit einem sehr engagierten Team der Gemeindeverwaltung, ein besonders hohes Maß an Projekten und Herausforderungen erfolgreich stemmen und sich unsere Gemeinde sehr gut entwickelt. Die Multi-Krisen der letzten drei Jahre sind für alle Kommunen ein riesiger Kraftakt. Und allem voran das Integrierte Handlungskonzept mit einschneidenden und nachhaltigen Veränderungen insbesondere im Bereich Bahnhofsgelände und Schul- und Sportzentrum sind langjährige, sehr aufwendige Projekte. Und das Alles bei einer sehr angespannten Finanzlage!
Als Gemeindeverwaltung tun wir gemeinsam unser Bestes! Anerkennung finden wir wenig. Die Kritiker sind grundsätzlich lauter als die schweigende Mehrheit, das ist wohl meistens so. Der Gemeinderat sieht sich mehrheitlich als Aufsichtsgremium der Verwaltung, der kritische Fragen stellt, während ich mir eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit wünsche. Viele Anfragen im Rahmen der Gremiensitzungen könnten auch mit einem kurzen Telefonat oder E-Mail bzw. bei Beteiligung an Fraktionssitzungen im direkten Gespräch geklärt werden.


Es ist für mich ein ständiger Kampf zwischen den „Fronten“, der auf Dauer zermürbend ist. Verwaltungsintern sind bereits unterschiedliche Meinungen sorgfältig abzuwiegen. Baumaßnahmen und andere Initiativen kosten Geld, was nicht bzw. nur sehr begrenzt zur Verfügung steht. Die Meinungen der politischen Gruppierungen gehen häufig auseinander. Und auch innerhalb der einzelnen Fraktionen scheint es deutliche Meinungsunterschiede zu geben. Das Alles schadet aber unserer Gemeinde, die nach außen als möglichst starke Einheit mit einer klaren Meinung auftreten sollte. Ein gutes Beispiel dafür, wie es häufiger sein könnte, ist hier die Planung eines „Bahnhofsradwegs“ zwischen Wissen und dem Wildenburger Bahnhof, der von allen Beteiligten (auffallend unkritisch) befürwortet wurde und wird.

Bis 2025 werde ich weiter daran arbeiten, das angesprochene, von mir so empfundene, schlechte Verhältnis zur Politik (von meiner Seite aus) zu verbessern. Und ich wünsche mir schon jetzt, dass es spätestens ab Ende 2025 eine bessere Zusammenarbeit zwischen Rat und Verwaltung mit einer neuen Bürgermeisterin oder einem neuen Bürgermeister geben wird.

Um selber meine Zukunft frei planen zu können, wähle ich diesen frühen Schritt der Bekanntgabe meiner Entscheidung. Der Fokus liegt weiterhin auf meiner Arbeit für unsere Gemeinde. Damit ich in Ruhe auch meine persönliche, berufliche Zukunft gestalten kann, brauche ich selber die öffentliche Klarheit, wie es in Sachen Bürgermeisteramt weitergeht. Auf jeden Fall werde ich mich über 2025 hinaus, dann nur noch ehrenamtlich, dafür einsetzen, unsere Gemeinde positiv zu verändern und an verschiedenen Projekten mitzuarbeiten. Darauf freue ich mich!

Abschließend möchte ich mich nochmal bei Allen bedanken, die mich in der Vergangenheit und auch weiterhin unterstützen! Ganz besonders bei meiner Frau und meiner Familie, die dieses Amt, was ich innehabe, auch mittragen muss (und mit ganz erheblichen persönlichen Abstrichen zu leben hat)!

Jörg Bukowski
(red.-03.03.2023 13:15)



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