Kreisjagdberater Baldur Neubauer referierte beim NABU Morsbach

Jagd ja, aber unter bestimmten Voraussetzungen

NABU-Vorsitzender Christoph Buchen (l.) dankte dem Kreisjagdberater Baldur Neubauer für dessen interessanten Vortrag. (Fotos: Hermann-Josef Schuh)
Morsbach - Wieder hatte der NABU Morsbach kürzlich ein Thema aufgegriffen, das die an der Natur interessierten Menschen bewegt. Nach dem Wolfsvortrag vor zwei Jahren stand dieses Mal die Jagd im Vordergrund. NABU-Vorsitzender Christoph Buchen hatte dazu den Kreisjagdberater des Oberbergischen Kreises, Baldur Neubauer, in den Kulturbahnhof nach Morsbach eingeladen und ihm die Frage gestellt „Ist die Jagd noch zeitgemäß?“

Rund 50 Personen, darunter viele Jäger, verfolgten aufmerksam die Ausführungen von Neubauer. Dieser schilderte zunächst die geschichtliche Entwicklung der Jagd seit dem Mittelalter sowie die Aufgaben eines Jagdberaters und erläuterte dann die Jagdstrecken der einzelnen Wildarten im Oberbergischen Kreis von 1975 bis heute. Er ergänzte den Bericht um die Fallwildzahlen, die Wildunfälle und die Wildschadensfälle.

Interessant war dabei, dass die Rehwildstrecke im Oberbergischen in den letzten 10 Jahren auf 5.000 Stück pro Jagdjahr angestiegen ist und die Schwarzwildstrecke, die im Jagdjahr 2019/20 noch bei knapp 3.000 Stück lag, dagegen auf aktuell etwas unter 2.000 Stück gesunken ist. Der Fallwildanteil lag beim Reh aktuell bei vier Prozent und der Anteil der verunfallten Rehe bei 14 Prozent (beim Schwarzwild bei ein bzw. drei Prozent). Im Jagdjahr 2023/34 wurden 1.574 Füchse im Oberbergischen erlegt. Die Feldhasenstrecke ist wegen der Myxomatose-Krankheit seit Mitte der 1990er Jahre stark zurückgegangen.

Neben den klassischen Wildarten wie Reh, Wildschwein und Fuchs ging Neubauer auch auf die „Neubürger“, wissenschaftlich „Neozoen“ genannt, in unserer Landschaft ein, Waschbär, Nutria, Kanada- und Nilgans und deren negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt. So wurden im Jagdjahr 2023/24 im Oberbergischen Kreis zum Beispiel 302 Waschbären, 234 Nilgänse und 101 Kanadagänse geschossen.

NABU-Vorsitzender Christoph Buchen appellierte an die Jäger, die Neozoen im Zaum zu halten und führte auch gleich Begründungen dafür an: Eine Nilgans hat bei Morsbach einen Schwarzstorchhorst zum Brüten benutzt und den Storch verjagt. Eine andere Nilgans enterte einen Rotmilanhorst und verhinderte die Brut des Greifvogels. Waschbären räubern zudem gerne Vogelnester aus.

„Die Zahl der Interessengruppen in der Naturlandschaft ist groß“, betonte der Jagdberater und zählte Jäger, Landwirte, Waldbesitzer, Förster, Jagdgenossenschaften, Erholungssuchende sowie Natur- und Tierschutzaktivisten auf. „Das Thema Jagd ist in der Gesellschaft im Wandel“, stellte Baldur Neubauer fest.


Zum Schluss seines Vortrages ging er daher auf die eigentliche Frage ein, die ihm der NABU für seinen Vortrag gestellt hatte: „Ist die Jagd noch zeitgemäß?“ Nach Meinung von Neubauer sollte eine moderne Jagd drei Kriterien erfüllen. Zum einen muss sie tierschutzgerecht sein und zum anderen muss sie die wildbiologischen Erkenntnisse berücksichtigen. Außerdem muss sie sich in den ökologischen Zusammenhang einordnen. „Wenn dies gelingt, wird die Jagd in unserer Industriegesellschaft die Akzeptanz erfahren, die für ihren Fortbestand erforderlich ist“, ist Baldur Neubauers Fazit.

Zu Beginn des Abends hatte Vorsitzender Christoph Buchen in einer kurzen Jahreshauptversammlung einen Rechenschaftsbericht über die Aktivitäten des NABU Morsbach in den letzten zwei Jahren abgegeben. Besonders betonte er dabei die Beteiligung des NABU bei dem Integrierten Handlungskonzept mit Umgestaltung des Bahnhofgeländes, bei der Erarbeitung einer Baumschutzsatzung und der Begutachtung von potentiellen Photovoltaikfreiflächen im Raum der Asbacher Dörfer. Wie schon seit über 30 Jahren sei auch die Jugendarbeit ein wichtiges Aufgabefeld des NABU Morsbach. (red.-17.10.2024 10:54)



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