Wiederansiedlung der gepanzerten Scherenträger Edelkrebs war seit über 70 Jahren ausgestorben
Vorausgegangen waren Messungen der Wasserqualität durch das Edelkrebsprojekt NRW und Kontrollen durch den NABU Morsbach. Durch die Kontrollgänge sollte zunächst festgestellt werden, ob sich in dem potentiellen Ansiedlungsgewässer amerikanische Flusskrebse aufhielten. Diese würden nämlich durch die eingeschleppte Krebspest eine Wiederansiedlung von heimischen Edelkrebsen, die sehr krankheitsanfällig sind, sinnlos machen. Die Wasserqualität ist jedoch sehr gut, und „Amerikaner“ wurden nicht nachgewiesen. Daher stand einer Wiederansiedlung des Edelkrebses nichts mehr im Wege. Marina Nowak, Mitarbeiterin des Edelkrebsprojektes, brachte die bis zu 15 Zentimeter großen jungen Krebse in einer Transportbox mit feuchter Holzwolle nach Morsbach. Vorsichtig wurde Wasser aus dem Ansiedlungsgewässer entnommen und in die Transportbox gegossen. „Die Krebse müssen sich erst vorsichtig an die Wassertemperatur gewöhnen“, meinte die Krebsexpertin und erklärte weiter: „In diesem Jahr haben wir an sieben Stellen in Nordrhein-Westfalen Jungkrebse angesiedelt. Die Gemeinde Morsbach ist die einzige Gemeinde im südlichen Bergischen Land, in der Edelkrebse im Rahmen des landesweiten Projektes wieder ausgebracht werden. Insofern hat die Krebsansiedlung Modellcharakter für die Region zwischen Agger und Sieg“, meinte Marina Nowak. „Die Tiere sollen so den Fortbestand der Art sichern.“ Der NABU Morsbach, der die Patenschaft über die gepanzerten Scherenträger übernommen hat, hofft mit dieser Aktion, dass sich die bis zu 18 Zentimeter großen Edelkrebse wieder kräftig vermehren und über die Bäche weiter ausbreiten. Zudem gelten die „Neubürger“ als „Gesundheitspolizei“ in den Gewässern, weil sie ein breites Nahrungsspektrum haben, das von Laub bis zu toten Fischen reicht. Für die nachtaktiven Edelkrebse gibt es an den Gewässern in der Gemeinde Morsbach wieder viele Versteckmöglichkeiten; auch hat sich die Wasserqualität allgemein verbessert, ideale Voraussetzungen also, um eine ausgestorbene Art erneut heimisch zu machen. „Nächstes Jahr wird man dann sehen, ob die Ansiedlung erfolgreich war“, sagte Marina Nowak am Ende der Aktion.
Der Edelkrebs war um 1860 in allen Bächen des damaligen Kreises Waldbröl verbreitet. Noch bis in die 1940er Jahre ist diese Flusskrebsart an verschiedenen Stellen in der Gemeinde Morsbach nachgewiesen worden. Durch Wasserverschmutzung und Bachbegradigungen starb die Art aber kurz danach aus, wie auch in vielen anderen NRW-Landesteilen. Heute ist der europäische Edelkrebs zusätzlich durch die Krebspest, eine Pilzart, bedroht, die von amerikanischen Krebsarten eingeschleppt wird und an der die heimischen Edelkrebse sterben. Edelkrebsprojekt NRW Seit 2004 wurden unter der Leitung von Dr. Harald Groß die genaue Verbreitung der heimischen und nicht-heimischen Flusskrebse in NRW erforscht und mehrere hundert ehrenamtliche Kartierer ausgebildet. Nur so konnte landesweit die Eignung von Wiederansiedlungsgewässern oder Teichanlagen zur Edelkrebsproduktion abgeschätzt werden. In einem weiteren Schwerpunkt der Projektarbeit konnte durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit auf die spezielle Gefährdungssituation der heimischen Flusskrebse aufmerksam gemacht werden. Das Edelkrebsprojet widmet sich heute zudem intensiv des meist unbedachten Aussetzens amerikanischer Flusskrebsarten in NRW, die die Krebspest mitbringen - ein erschreckendes und lehrreiches Beispiel dafür, welche negativen Folgen das Einschleppen aus anderen Erdteilen stammender Tierarten für unsere heimische Natur haben kann. Der amerikanische Signalkrebs Ein Beispiel ist der Signalkrebs, der seit etwa 20 Jahren in vielen Gewässern der Gemeinde Morsbach anzutreffen. Er stammt aus Nordamerika und ist selber gegen die Krebspest resistent. Amerikanische Krebse wurden durch den Aquarienhandel oder als Speisekrebse eingeführt und sind später ausgebüxt oder ausgesetzt worden. www.edelkrebsprojektnrw.de (Christoph Buchen-26.10.2024 18:20)
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