Uneinsichtige Seniorin legt sich mit Helfern an

100 Katzen auf zwei Zimmern - Tier-Messi sammelt Katzen und sperrt sie ein

Foto Archiv THEA: Verseuchte Katzen aus Messie-Haltung
Waldbröl - Als eine unglaubliche Tierquälerei bezeichnet THEA e.V. die nahezu grenzenlose Sammel-Leidenschaft einer 83-järhigen Seniorin, die bis zu 100 Katzen auf kleinstem Raum einsperrte. Mit dieser harschen Kritik stehen die Tierschützer nicht alleine…

Seniorin sperrt bis zu 100 Katzen ein - Katastrophale Zustände

„Begonnen hat das Elend Anfang der 80er Jahre. Damals wandte sich die Seniorin mit der Bitte um Futter und Katzenstreu an mich. Die Hermesdorferin beherbergte zu diesem Zeitpunkt 96 Katzen, und es kamen immer weitere hinzu“, erinnert sich die Ex-Chefin des Tierheims Koppelweide, Heidelore Gapmann (ehem. Sondermann). „Bei unserem ersten Besuch trafen wir auf eine ältere Frau, die mit fast 100 Katzen auf zwei kleinen Zimmern hauste, Hilfe für die Versorgung der Tiere forderte, aber keines abgeben wollte. Gesunde und kranke Katzen jeden Alters stapelten sich förmlich in allen Ecken. Nie im Leben werde ich die verzweifelten Blicke der Freigänger und halb wilden Katzen vergessen, die verängstigt in und unter Schränken kauerten. Eine solche Katzenhaltung ist eine absolute Tierquälerei und ein Multiplikator für ansteckende Krankheiten mit schrecklichem Leidensweg. Mit Futterlieferungen war diese Problem nicht zu lösen. Folglich boten wir an, bei der Vermittlung der Tiere zu helfen.“

Doch davon wollte die eigensinnige Katzenfreundin nichts wissen. Nach zähem Ringen gelang der Deal: Katzenfutter, Streu und tiermedizinische Versorgung gegen die Bereitschaft, vor Ort zu vermitteln. So konnte die Ex-Tierheimchefin in etlichen Jahren zahlreiche Tiere aus dieser Haltung befreien. Doch dann schlug die Katzensammlerin den Tierschützern plötzlich die Tür vor der Nase zu. Sie wollte keine Katzen mehr abgeben. Später geriet das Tierheim selbst in Not. Eine weitere Versorgung der Hermesdorfer Katzen war nicht mehr möglich.

Das Team vom Waldbröler Zoocenter hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen der Katzenhalterin aus Hermesdorf und leistete rund zehn Jahre großzügige Unterstützung.
Waldbröler Zoocenter lieferte zehn Jahre Futter

Rund zehn Jahre hielt die Katzensammlerin auch das Zoofachgeschäft in Waldbröl auf Trab und forderte bis vor kurzem permanent Futter, doch längst war nicht einmal jede kostenlose Lieferung von hochwertigem Tierfutter recht. „Es verging kaum ein Tag, an dem wir die Dame nicht am Telefon hatten. Ihre Forderungen waren bisweilen unverschämt, und sie ließ keine Gelegenheit aus, über das Futter anderer Spender zu schimpfen“ erzählt Peter Lerchen, Inhaber des Waldbröler Zoofachgeschäfts.

„In zehn Jahren haben wir tonnenweise Futter nach Hermesdorf gebracht, dabei jedoch immer auf eine Reduzierung der Katzen gepocht, da die Zustände unhaltbar waren“, so Lerchen weiter, „Davon aber wollte die alte Dame schließlich gar nichts mehr hören und brach auch zu uns den Kontakt ab.“

Viele Spender verprellt

Peter Lerchen und Heidelore Gapmann sind längst nicht die einzigen Unterstützer, denen die Katzen-Sammlerin die Tür vor der Nase zuschlug. Etliche Tierfreunde, die sich ebenfalls engagierten, wurden vergrault, sobald sie auf eine Reduzierung der Katzen drängten. Selbst die Menschen, die der alten Dame aus ihrem persönlichen Elend helfen wollten und sie mit Essen versorgten, gaben nach und nach entnervt auf. „Sie reichte die Mahlzeiten an einen Mitbewohner im Haus weiter. Den wollten wir aber nicht unterstützen“, so eine Helferin, die ungenannt bleiben möchte.

Hilfe auch bei THEA e.V.gesucht

„Die Katzenhalterin bat auch uns um Futter und Streu. Wir kannten die Zustände und wussten, dass Futter von allen Seiten geliefert wurde. Viele hörten mehr auf das Gejammer der alten Dame als auf das Jammern der Katzen, so Elisabeth Muth von THEA.

„Wir wiesen jedoch gleich darauf hin, dass wir keinen Tier-Messi unterstützen. Unser Angebot, erst einmal die kranken Katzen abzuholen, um sie tiermedizinisch versorgen zu lassen und dann in verantwortungsvollen Hände zu vermitteln, nach und nach den Bestand auf ein vertretbares Minimum zu reduzieren, lehnte die alte Dame nicht nur rigoros ab, sie beschimpfte uns obendrein wie ein Rohrspatz und verweigerte jede weitere Kontaktaufnahme“, so Elisabeth Muth von THEA. „Sorge, dass die Tiere verhungern, musste man nicht haben, denn die Hermesdorferin hatte immer mehrere Eisen im Feuer und je mehr Futter sie bekam, desto wahlloser nahm sie meiner Meinung nach neue Katzen auf, die sie ungeachtet des Gesundheitszustands und der seelischen Verfassung der Tiere in den Riesenbestand setzte. Ein solches Elend können und werden wir nicht unterstützen.“

Alle Katzen müssen untersucht werden

„Durch Massenhaltung auf engstem Raum sind Katzen, die als Einzelgänger gelten, nicht nur einem enormen Stress und einem völlig artfremden Leben ausgesetzt, sondern auch erheblich gefährdet, sich mit katzentypischen - auch tödlich verlaufenden Viruserkrankungen zu infizieren“, erklärt Muth.

Drei Bluttest sind nach Meinung von Tierarzt Dr. Andreas Heidgen, der die Zustände in Hermesdorf kennt, vor allem bei Tieren aus Massenhaltungen grundsätzlich empfehlenswert. „Die Katzen müssen auf Leukose, FIP und FIV (Katzenaids) getestet werden, bevor sie geimpft und vermittelt werden können. Eine Erkrankung an Leukose sieht man einer Katze nicht gleich an. Kommt eine infizierte Katze in einen gesunden Bestand, sind alle Tiere daraus akut gefährdet!“

Heidelore Sondermann sollte die Katzen erben

„Es liegen etliche Testamente der heute 83-Jährigen vor, in denen sie mir als damalige Tierheim-Chefin ihre Katzen vermacht hat. Auch nachdem der Kontakt vorübergehend abbrach. Meiner Meinung nach ist es nicht mehr als Recht, wenn sich meine Nachfolger im Tierschutzverein Oberberg jetzt endlich in der Verantwortung sehen und sich der Katzen auch schon zu Lebzeiten der alten Dame annehmen. Wie ich aus den Medien entnehmen konnte, geschah dies erst, als die alte Dame kürzlich ins Krankenhaus kam. Ich denke, dass dieses Engagement aber ganz im Sinne einer sehr großzügigen Gönnerin ist, die dem Tierschutzverein Oberberg nach ihrem Tod kürzlich eine enorme Summe vererbt hat.“ (gbm-02.09.2007 20:03)



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