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Glyphosat darf nicht zum Einsatz kommen

„Friedhöfe im Oberbergischen sind wichtige Lebensräume für Bienen, Schmetterlinge, Hummeln und Co.“

C-Falter auf dem Sonnenhut (Foto: Lothar Selbach)
Oberberg - Seit vielen Millionen Jahren erfüllen Heerscharen von blütenbesuchenden Insekten wichtige Aufgaben im Ökosystem unseres Planeten: Sie sorgen u. a. für Verbreitung und Vielfalt der Blütenpflanzen, sowie für deren Fruchtbarkeit. Bestäuberinsekten wie Honigbienen und viele andere leisten somit einen bedeutenden Beitrag zur menschlichen Ernährungssituation. Wir verdanken ihnen nicht nur Obst und Gemüse, Milch und Honig, sondern teilweise auch die Befruchtung der Tierfutterpflanzen, so Irmgard Kutsch. Aber danken wir es ihnen? In weniger als 100 Jahren hat sich die Menschheit hierzulande dermaßen von der Natur entfremdet, mit ihren auf Profit ausgerichteten Lebensweisen, dass infolge ein fortgesetzter Artenschwund im Ökosystem um sich greift, besonders auch in der Insektenwelt.

In diesem Beitrag möchte Kutsch das Augenmerk speziell auf die Friedhöfe im Oberbergischen lenken. - Mit Ausnahme weniger eisiger Winterwochen gibt es dort zwar bescheidenes, aber doch kontinuierliches Nahrungsangebot für die nützlichen Insekten. Es wird geprägt von den Menschen, denen die Aufgabe der Grabpflege obliegt.

Allerdings muss hier auf eine äußerst unliebsame Tatsache geblickt werden: in unserem schönen Oberbergischen gibt es immer noch Friedhöfe, die Jahr um Jahr mit Herbiziden wie beispielsweise Glyphosat, bearbeitet werden, um dem Unkraut den Garaus zu machen. Im Wonnemonat Mai werden Zuwegungen zum Friedhof, zwischen Gräbern, auf Gehwegen, Müllentsorgungsplätzen, selbst Wasserzapfstellen, auf ruhenden Gräbern, Plätzen von Friedhofshallen, sowie im gesamten Bereich der Einfriedungszäune mit Pestiziden bearbeitet.

Diese Allestöter nennen sich perverserweise auch noch „Pflanzenschutzmittel“. Danach muss man sich monatelang die braungelben Todesstreifen durch Vergiftung abgestorbener Kräuter und Gräser anschauen. Viel schlimmer sind die Auswirkungen auf Bienen. Sie sammeln als blütenstete Insekten während des mehrere Tage dauernden Absterbeprozesses der Pflanzen weiter deren Nektar und Pollen. Erst bei Regen, z.T. mehrere Wochen nach dem Ausbringen, wird das Gift abgespült und findet sich selbst im Grundwasser wieder.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ bewertet. Der Hersteller von Glyphosat bestreitet jegliche schädigende Wirkung und verweist auf eigene Studien. Nun, das kennen wir aus anderen Zusammenhängen ja auch; siehe Autoindustrie.

Umso mehr gilt es nun, sich auf den eigenen gesunden Menschenverstand zu besinnen und als mündiger und problembewusster Bürger zu entscheiden und zu handeln. Sicherlich würden auch die Friedhofsgärtner lieber anders arbeiten, säße ihnen nicht der von oben auferlegte Kosten-Nutzendruck im Genick. Glücklicherweise erleben wir derzeit einen Paradigmenwechsel, eine Neuorientierung hinzu mehr Naturnähe und vor allem zu aktivem Erhalten der kostbaren Artenvielfalt; auch im öffentlichen Grün.

Die Buchautorin regt an, dass Friedhofsträger, wie Kirchen und Kommunen, die Bürger zu Friedhofaktionstagen einladen. Grabbepflanzung könnte zukünftig nach Gesichtspunkten der Insektenfreundlichkeit gestaltet werden. An Wegrändern, Einfriedungen und wo sonst Pestizide eingesetzt werden, lassen sich wohltuende und duftende Pflanzen wie Thymian, Mauerpfeffer u. a. ansiedeln. (Pflegen durch Betreten)

Auf ehemaligen Rasenflächen kann Wildblumensaat ausgebracht werden, die nur ein- bis zweimal pro Jahr gemäht wird. Voraussetzung ist jedoch, dass wir Bürger uns gerne umorientieren, hin zu mehr Natur in einem so fragilen Ökosystem, unserer Lebensgrundlage.

Im Oberbergischen wirken viele engagierte Naturschutz-Organisationen. Sie alle miteinander richten am Sonntag, den 3. September 2017 von 11bis 17.00 Uhr auf dem Gelände von Schloss Homburg den Bergischen Landschaftstag aus. Dort kann man jede Menge mündliche und gedruckte Informationen zum Thema Artenvielfalt erhalten. (red.-23.08.2017 12:53)


 


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