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„Die Sonne schickt uns keine Rechnung“

Franz Alt war beim OBN in Hochform

Franz Alt zog 150 Zuhörer im „Haus im Kurpark“ in seinen Bann. Das Publikum war auch aus vielen Nachbargemeinden angereist.
Morsbach - Der Fernsehjournalist und Buchautor Dr. Franz Alt war am Freitagabend auf Einladung des Oberbergischen Naturschutzbundes (OBN), Ortsverband Morsbach, zu einem Vortrag im großen Saal des „Hauses im Kurpark“ zu Gast. Rund 150 aufmerksame Zuhörer, darunter Bürgermeister Uwe Ufer (Hückeswagen), Ursula Mahler (stv. Landrätin), Hans-Otto Gries (stv. Landrat) und Pfarrer Rainer Gille.

Die Gäste verfolgten jedoch zunächst ein Referat von Harald Keller und Jürgen Kerstin zum Thema „Heizen mit Holz - Brennholzaufarbeitung und -lagerung für Heizzwecke“.

Die beiden Mitarbeiter des Forstamtes Waldbröl warben in Zeiten steigender Öl- und Gaspreise für die Heizenergie aus heimischen Wäldern. Dabei lobten sie die Vorzüge von Holz als CO2 neutral, weitestgehend Schadstoff frei, lokal verfügbar und nachwachsend. Die Referenten erläuterten, wie Holz zu Brennzwecken verwendet werden kann und zwar als Hackschnitzel, in Pellets-Heizungen und als Scheitholz. Ihren interessanten Vortrag schlossen Keller und Kerstin ab mit Hinweisen zum Brennwert, Lagern und Erwerb von Brennholz.

Dann warteten alle gespannt auf das Eintreffen von Franz Alt, der mittags noch einen Vortrag in St. Gallen gehalten hatte und durch die Überschwemmungen in der Schweiz verspätet mit dem ICE zum Bahnhof Siegburg anreiste. Alt, der von 1972 bis 1992 das Fernsehmagazin „Report“ moderiert hat, ging zuerst auf die derzeitige weltweite Umweltsituation ein, wobei er besonders den jüngsten Hurrikan über New Orleans und die nachfolgende Ölpreisexplosion erwähnte. Die Naturkatastrophen haben sich in den letzten 40 Jahren verachtfacht, stellte Franz Alt fest. Der OBN Morsbach hatte sicher im Winter, als er Franz Alt verpflichtete, nicht daran gedacht, dass der Vortrag so weltaktuell werden würde.

Der OBN Morsbach freute sich über die große Resonanz beim Vortrag von Franz Alt.
Heute würden jeden Tag 100-150 Tier- und Pflanzenarten auf der Welt ausgerottet. Das Artensterben ist 1000 Mal so schnell, wie vor 200 Jahren. Alt: „Die Evolution wird dadurch rückwärts gespielt. Der Homo sapiens zerstört seine eigene Lebensgrundlage. Jeden Tag entstehen zudem 30.000 Hektar Wüste mehr. 86 Millionen Tonnen fruchtbarer Boden gehen täglich durch Erosionen verloren, und 100 Millionen Tonnen Treibhausgase werden in die Luft geblasen.“

Franz Alter weiter: „Im letzten Jahrhundert hat sich das Klima lediglich um 0,6 % erwärmt, mit ein Auslöser der schweren Umweltkatastrophen, in diesem Jahrhundert prognostizieren Klimaforscher eine Erwärmung um 6,0 %. Sie sprechen daher schon von einem Treibhauseffekt. Und viele Menschen haben bereits Haut- und Augenprobleme wegen der Zerstörung der schützenden Ozonschicht.“

Außerdem würde in 10 Jahren Erdöl so teuer sein, dass es sich kaum einer mehr leisten kann. „Wir hängen am Tropf der alten Energiekonzerne.“ Nach Franz Alt muss der Auftrag für diese Generation lauten: „Wir müssen eine 100%ige andere Energieversorgung anstreben.“ Und es gibt Alternativen, die der „Bambi“- und „Adolf-Grimme-Preis“-Träger eingehend erläuterte.

Nach dem Motto „Sonne und Wind schicken uns keine Rechnung“ sollte Deutschland auf neue Technologien setzen, wie es andere Länder bereits seit Jahren praktizieren. Als Beispiele führte der Experte Japan, China, Österreich und die Schweiz an. Alt: „Das umweltfreundliche und sparsame (1-3-Liter-)Auto ist eine Erfindung der Deutschen, es wird aber in Japan gebaut.“ Japan ist außerdem Weltmeister bei den Fotovoltaikanlagen. Tokio hat zu 95% öffentlichen Verkehr, Freiburg (die Stadt mit dem meisten öffentlichen Verkehr in Deutschland) hat nur 33%. Bei der Windenergie war Deutschland bisher Weltmeister. Deutsche Windräder werden in alle Kontinente verkauft und schaffen daher Arbeitsplätze.

Das Ziel, so Franz Alt, müsse lauten, bis 2050 die Energieversorgung durch fossile Energie

(Öl/Gas/Kohle/Atom) fast vollständig durch regenerative Energien zu ersetzen. Dies führe dann zu einem Energie-Versorgungsmix von 40% Sonnenenergie, 30% Energie aus Biomassen (vom Acker oder aus dem Wald), 15% Windenergie, 10% Wasserenergie und nur

5% Erdöl nutzen. Er sieht eine Chance für Land- und Forstwirte. Aus Landwirten könnten „Energiewirte“ werden. Ökologie und Ökonomie müssen sich zusammen tun. Alt: „Mein Vater war Kohlenhändler, aber es musste ja weiter gehen.“

Im Jahr 2005 sei die Zahl der Holz-Pelletsanlagen bereits auf ca. 30.000 in Deutschland angewachsen, ein guter Schritt in diese Richtung.

Am Ende seines Vortrages stand Franz Alt noch für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung, die er ausführlich beantwortete. Außerdem signierte es seine Bücher an einem Büchertisch. OBN-Vorsitzender Klaus Jung bedankte sich bei allen drei Referenten für die informativen Vorträge. Sponsoren dieser gelungenen und informativen Veranstaltung waren, neben dem OBN Morsbach, die OBN-Ortsvereine Waldbröl, Reichshof, Wiehl, Nümbrecht und Gummersbach sowie der OBN-Kreisverband, der Heimatverein Morsbach, die Morsbacher Landfrauen und die Forstbetriebsgemeinschaften, die Volksbank Oberberg, die Kreissparkasse Köln, Morsbacher Firmen und Privatpersonen. Weitere Informationen unter www.sonnenseite.com oder www.franzalt.de


 



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