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Probleme beim „Hausbau“

Schwalben geht der Lehm aus

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, sagt der Volksmund. Aber nur mit vielen Schwalben, die auch im Oberbergischen immer weniger werden, ist es richtig Sommer. Warum bleiben die Nester leer?

Die Ursache wird einmal in den Überwinterungsgebieten auf dem „Schwarzen Kontinent“ vermutet. Andererseits haben Lebensraumveränderungen in den europäischen Brutgebieten dazu beigetragen, dass die Zahl der Glückbringer, wie die Schwalben bei vielen Menschen noch gelten, abnahm.

Schwalben sind Kulturfolger. Der Mensch hat ihnen einst mit Häusern und Ställen neue Lebensräume geschaffen. Im Oberbergischen nisten zwei Schwalbenarten, die Rauch- und die Mehlschwalbe. Beide Arten bevorzugen unterschiedliche Brutplätze. Während die Mehlschwalbe gerne im Schutz der Traufbretter unserer Dächer ihre Nester an die Außenwände der Häuser „klebt“, lebt die Rauchschwalbe überwiegend im Gebäudeinnern. Dabei bevorzugt sie landwirtschaftliche Stallungen, weil sie dort reichlich Insektennahrung findet.

Beide Schwalbenarten benötigen für den Bau ihrer Nester bindigen oder lehmigen Boden, den sie gerne dem Randbereich kleiner Pfützen, zum Beispiel auf unbefestigten Wegen, entnehmen. Nur, wo gibt es noch unbefestigte Wege? Übertriebener Ordnungssinn, Bequemlichkeit und die Versiegelung von Wirtschaftswegen haben dazu geführt, dass unsere Schwalben kaum noch Nestbaumaterial finden.

Hier kann man helfen, indem man kleine Tümpel oder Gartenteiche mit einer seichten Uferzone anlegt. Dort ist das Erdreich feucht, und die Schwalben können sich die dringend benötigten Lehmklumpen zum Nestbau holen. Auch Kindergärten und Schulen können Patenschaften über „Schwalbenpfützen“, die ständig feucht gehalten werden müssen, übernehmen.

Immer wieder führt die Verkotung durch Schwalben am oder im Gebäude dazu, dass Nester dieser besonders geschützten Tierarten entfernt werden, was nach dem Naturschutzgesetz verboten ist und mit hohen Bußgeldern geahndet werden kann. Das Anbringen eines Kotauffangbretts von 20 Zentimetern Breite, etwa 40 Zentimeter unter dem Schwalbennest, schafft Abhilfe. Auf Fensterbänken helfen schon Pappstreifen, die öfters während der Brutzeit gewechselt werden können.

Vor allem die Mehlschwalbe ist seit Mitte der 60er Jahre rückläufig. In den 80er Jahren waren rund 30 Prozent der Schwalbennester unbesetzt. Viele Ortschaften sind heute schon „schwalbenleer“. Hält der rückläufige Trend bei diesen Vogelarten an, gehört eines Tages auch die Volksweisheit „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ der Vergangenheit an. (Text und Fotos: Christoph Buchen - 05.04.2006 15:33)


 


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