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Speisepilz und Abtreibungsmittel

Maisfelder von Maisbeulenbrand befallen

Der wissenschaftliche Name Ustilago stammt aus dem Lateinischen (ustilare = brennen) und bezeichnet die brandähnlichen Verletzungen an der Pflanze.
Morsbach - Pralle goldene Maiskolben, frisch aus der Natur, wird’s in der hiesigen Region kaum geben. Auch auf den Maisfeldern in der Gemeinde hat sich der Maisbeulenbrand, der beim Menschen Allergien und je nach gezieltem Genuss sogar Frühgeburten auslösen soll, teils seuchenartig ausgebreitet…

Alleine in der Gemeinde Morsbach ist kaum ein Feld zu finden, auf dem der Maisbeulenbrand (Ustilago maydis) nicht flächendeckend wütet, die Maiskolben zerfrisst und die Pflanzen mit schwielenartigen Pilzen belegt. Schuld an der starken Ausbreitung, die in diesem Jahr den Landwirten voraussichtlich in ganz NRW erhebliche Ernteverluste bescheren wird, sei unter anderem der trockene, heiße Juli, erklärt Norbert Erhardt, Dipl. Agrar Ing. der Landwirtschaftskammer NRW. Latent vorhanden sei der Maisbeulenbrand in nahezu jedem Maisfeld in jedem Jahr, erklärt Norbert Erhardt, der ein landesweites extremes Aufkommen in diesem Jahr jedoch auf Anfrage von oberberg-heute bestätigt.

Verursacher von Allergien und Fehlgeburten?

Von Maisbeulenbrand befallene Pflanzen können zwar noch an Tiere verfüttert werden, aber nur bedingt. Experten raten bei tragenden Tieren schon ab einem Befall der Ernte von 5 % von einer Frischmaisfütterung ab. Eine Erklärung dafür bleibt offen oder ist zumindest strittig, denn Tieraborte (Fehlgeburten) durch derart verseuchten Mais seien trotz entsprechender Tierversuche bislang nicht bestätigt, so Norbert Erhardt.

Während in zahlreichen Publikationen über den Maisbeulenbrand (Ustilago maydis) davon berichtet wird, dass ein Extrakt der Pilzsporen von der farbigen Bevölkerung seit jeher zur Abtreibung benutzt wird und die Sporen sogar bei nicht konzentriertem Aufkommen Allergien auch beim Menschen auslösen können, wollen Pflanzen- und Futterexperten diese Wirkung bei Mensch und Tier nicht bestätigen. Auch sei der Genuss des Fleisches der Tiere, die mit diesem Mais gefüttert wurden, unbedenklich. Der Mensch sei selbst durch den eigenen Verzehr des schwielenartigen Pilzes nach Verarbeitung nicht direkt gefährdet, heißt es.

Tatsächlich wird der nicht gerade appetitlich aussehende Pilz in vielen Ländern als süßlich schmeckende Delikatesse angeboten. In Deutschland und Österreich gilt der Ustilago maydis, anders als in der Schweiz, jedoch nicht als marktfähiger Speisepilz.

Keine toxische Wirkung

In einem ist man sich einig: Eine direkte toxische, also giftige Wirkung habe weder die mit Maisbeulenbrand befallene Pflanze, noch der dadurch entstandene Pilz. Die Pflanze sei als Kraftfutter lediglich stark minderwertig und biete für Milchkühe und in der Bullenmast erheblich reduzierte Nährstoffe.

Auch die Maissilage ist offenbar Problem belastet, da es durch die geschwächten Pflanzenteile zu Nacherwärmungen im Silo kommen kann, wodurch sich Hefe, Fäulnis und Schimmelpilze breit machen können. Kein gutes Tierfutter: Auch darin sind sich die Experten einig. Und solange die Gefahr einer allergischen Wirkung auf empfindliche Menschen nicht zweifelsfrei geklärt ist, raten Skeptiker dazu, bis zur Maisernte Ende September, Spaziergängen lieber in die Oberbergischen Wälder und entlang der Weiden zu verlegen. (Gina Barth-Muth-04.09.2006 21:29)




 


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