Suche:
 Inhalt

Zahlen ermittelt

Wohnungen für Alg. II-Empfänger sind im Kreis Rarität

Oberberg - Für Bezieher von Arbeitslosengeld II ist das Wohnungsangebot im Oberbergischen Kreis knapp. Besonders prekär sei die Situation für allein stehende Menschen und große Familien. Hinzu komme, dass von den wenigen finanzierbaren Wohnungen, viele eine schlechte Bausubstanz aufweisen würden. Zu diesem Ergebnis kommt eine entsprechende Studie des Betreuten Wohnens der Diakonie Michaelshoven e.V…

Ein Beispiel

Frau M. wohnt schon seit vielen Jahren in ihrer Wohnung in einer Oberbergischen Gemeinde. Sie ist alleinstehend, hat kaum Kontakte und große gesundheitliche Probleme. Überraschend bekommt sie die Kündigung wegen Eigenbedarf. Eine neue und finanzierbare Wohnung für Frau M. zu finden dauerte schließlich acht Monate. Problematisch bei der Suche war die Tatsache, dass Frau M. Arbeitslosengeld II (Alg. II) erhält und es kaum Wohnungen gibt, die im angemessenen Mietrahmen liegen. Die wenigen preislich passende Wohnungen waren oft ungeeignet: So ist es Frau M. z.B. gesundheitlich nicht möglich, eine Dachgeschosswohnung zu beziehen, oder die wenigen möglichen Appartements waren zu klein für den Haushalt einer knapp 50jährigen Frau.

Dieses Beispiele steht für viele. Mitarbeiter des Betreuten Wohnens der Diakonie Michaelshoven haben die Wohnraumsituation für Bezieher von Arbeitslosengeld II im Oberbergischen Kreis statistisch untersucht. Sie erfassten von Anfang Oktober bis Mitte Dezember 2005 sämtliche Wohnungsangebote in allen regionalen Zeitungen und untersuchten, wie viele davon in dem vorgegebenen Rahmen liegen. Kriterien waren die jeweilige Größe der Wohnungen in Relation zu der entsprechenden Personenzahl sowie den Mietpreisen. So darf die Grundmiete für alleinstehende Personen höchstens 202,50 Euro betragen. Die genauen Werte für die Kaltmiete betragen für 1-2 Personen einen maximalen Quadratmeterpreis von 4,50 Euro, für 3 Personen 4,20 Euro und ab 3 Personen 4,00 Euro.

Das Ergebnis

Von 2472 veröffentlichten Wohnungsangeboten hätten gerade mal 296 an Alg. II-Empfänger vermietet werden können. Aufgeschlüsselt nach der Größe der Wohnung sah dies konkret so aus:

Von den 129 Wohnungen für Einzelpersonen bis max. 45 qm waren nur 8,5 % preislich angemessen, dabei gibt es auch regionale Besonderheiten: So war die Wohnraumsituation für Einzelpersonen im Kreis Süden besonders problematisch. In dem ausgewerteten Zeitraum gab es dort bezogen auf die Quadratmeterzahl nur 20 passende Wohnungen, von denen keine einzige im finanziell angemessenen Rahmen lag.

Von 505 Wohnungen für zwei Personen bis 60 qm waren es immerhin 20 %. Von 671 Wohnungen für drei Personen bis 75 qm wären 13 % für Arbeitslosengeld II-Bezieher in Frage gekommen.

Bei den größeren Wohnungen sieht das Ergebnis ähnlich verheerend aus.

Fazit: Für Bezieher von Arbeitslosengeld II ist das Wohnungsangebot im Oberbergischen Kreis knapp. Besonders prekär ist die Situation für allein stehende Menschen und für große Familien. Hinzu kommt, dass von den wenigen Wohnungen, die im finanziellen Rahmen liegen, viele eine schlechte Bausubstanz aufweisen. Des weiteren ist passender Wohnraum in der Regel nur in räumlich schwer erreichbaren Randgebieten zu finden. Nicht zuletzt wird grundsätzlich ungern an Arbeitslose oder an Menschen, die von staatlicher Unterstützung leben, vermietet. Dies bedeutet in der Praxis, dass das reale Wohnungsangebot noch geringer ausfällt als es die reinen Zahlen belegen.

Hintergrund

Seit dem 1. Januar 2005 erhalten die bisherigen Sozialhilfeempfänger, soweit sie arbeitsfähig sind, und die Bezieher von Arbeitslosenhilfe nun das so genannte „Arbeitslosengeld II“. Die Mietpreisgrenzen, die bisher für Sozialhilfeempfänger galten, gelten seit dem für alle Alg. II Bezieher. Das ambulante Betreute Wohnen für Wohnungslose in der Trägerschaft der Diakonie Michaelshoven e.V. wird flächendeckend im gesamten Oberbergischen Kreis angeboten. Das Angebot richtet sich an Menschen mit vielfältigen sozialen Problemen, die Unterstützung bei der Wohnungs- und Existenzsicherung in Anspruch nehmen möchten. Die Mitarbeiter des Betreuten Wohnens helfen beim Erarbeiten persönlicher und beruflicher Perspektiven. Die Hilfe ist langfristig angelegt, sie ist für die Betroffenen freiwillig und kostenlos. (oh-8.1.2006 20:50)


 



© 2003-2023 oberberg-heute.de Alle Rechte vorbehalten. Impressum / Datenschutzerklärung