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Offener Brief von Bodo Löttgen MdL

Wiehltalbahn - Zug nach Nirgendwo

Quelle www.bodo-loettgen.de
Wiehl - In einem offenen Brief an den „Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn“ zeigt Bodo Löttgen MdL noch einmal seinen Standpunkt zur Schließung der Wiehltalbahn auf. Es gehe ihm nicht um Zerstörung, sondern um Sicherung und Neuschaffung von Arbeitsplätzen…

Ich will die Gelegenheit nutzen, um Ihnen und allen interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern noch einmal den Standpunkt zu erläutern, der - von mir in Morsbach am 27. Januar zugespitzt formuliert - in Ihren Reihen heftige Reaktionen ausgelöst hat.

Handlungsziele

Ziel ist eben nicht die Zerstörung der Wiehltalbahn, sondern eine auf Zukunft ausgerichtete Strategie zur Sicherung und Neuschaffung von Arbeitsplätzen im oberbergischen Südkreis.

Heimische Firmen entlang der Bahntrasse planen Investitionen in Millionenhöhe unter der Voraussetzung, Teile dieser Trasse im vorgesehenen Planungszeitraum zu erwerben.

Drohende Katastrophe verhindern

Die Insolvenzen innerhalb der ISE Firmengruppe zeigen aktuell, wie fragil sich die Arbeitsmarktsituation im Südkreis trotz aktuell guter Zahlen darstellen kann.

Die Erkenntnis der möglichen Dimension lässt von Gewerkschaften über Parteien bis hin zu Landes- und Bundespolitik Menschen jenseits von Eigeninteressen und Parteienstrategie zusammen für ein Ziel kämpfen:
Eine drohende Katastrophe zu verhindern!

Die berechtigte Hoffnung auf gute Nachrichten seitens des Insolvenzverwalters darf deshalb über eines nicht hinweg täuschen:

Es muss gemeinsames, übergeordnetes Anliegen und Ziel von Politik und Interessengruppen sein, die Arbeitsplätze im oberbergischen Südkreis zu sichern und alles Notwendige zu unternehmen, um günstige Rahmenbedingungen für neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Eine Nichtbeachtung dieses Zieles und eine Fehleinschätzung der Wichtigkeit würden fatale Folgen für den Südkreis haben.

Wichtigste Voraussetzung für ein eigenbestimmtes Leben ist heute ein Arbeitsplatz, der planbares Einkommen sichert.

Mit der schwindenden Anzahl von Arbeitsplätzen jedoch verlassen Menschen auf der Suche nach neuer Arbeit die Region.
Unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung in Oberberg würde dies den Einstieg in einen kaum aufzuhaltenden Negativkreislauf bedeuten:
  • der eintretende Effekt des Bevölkerungsrückganges auf der einen Seite führt zu Steuermindereinnahmen bei den öffentlichen Haushalten
  • die demografische Entwicklung mit der Zunahme der Zahl älterer Menschen auf der anderen Seite fordert Investitionen und bedingt Mehrausgaben für Mindeststandards
  • der eintretende Kaufkraftverlust führt zur vermehrten Schließung
  • von Geschäften und mittelständischen (Handwerks) Betrieben
  • die Ausgaben für Sozialkosten steigen überproportional an
  • die Chancen zur Aufrechterhaltung öffentlicher Infrastruktur - bei der heutigen finanziellen Situation der öffentlichen Haushalte in Oberberg erkennbar schwierig genug - würden sich dramatisch verschlechtern
Die demografische Entwicklung erfordert im Übrigen gerade hier im ländlichen Raum intelligente und finanzierbare Lösungen beim Individualverkehr. Bürgerbusse und 'Call-a-Bus'-Konzepte sind hier erste Ansätze gegenüber den viel zu starren Konzepten der Bahn.

Ein Szenario das erschreckt? Sicherlich - aber wie die Situation in vielen Gebieten ostdeutscher Bundesländer zeigt, eine realistische Einschätzung.

Nur am Rande möchte ich Sie darauf hinweisen, dass in einem solchen Szenario die Anzahl der möglichen Fahrgäste sehr stark reduziert wäre.

Der von Ihnen so vehement geforderte Zug fährt dann vielleicht nur noch nach Nirgendwo.

Ich kann nicht nachvollziehen, dass Sie diesem Argumentationsstrang keine Bedeutung zumessen wollen.

Dennoch, da Sie glauben, dass die Erreichung Ihres Zieles nicht in Zusammenhang mit den von mir aufgeführten Zukunftsaufgaben für die Menschen der Region steht, muss ich den Weg der Überzeugung, der Auseinandersetzung und Diskussion suchen.

Die gegenteilige Entwicklung zum von mir beschriebenen Szenario muss doch für Menschen, die auch zukünftig hier in Oberberg leben wollen, gemeinsames Ziel sein.

Nur ein Zuwachs an attraktiven und hochwertigen Arbeitsplätzen kann die zu erwartenden demografischen Verluste aufwiegen und eine positive Entwicklung mit Vorteilen für alle Beteiligten in Gang setzen!

Die entscheidende Frage ist also: lässt sich dieses Ziel besser durch den Weiterbetrieb der Wiehltalbahn oder durch die Nutzung von Teilen der Trasse für oberbergische Unternehmen erreichen?

Meine Einschätzung zu diesem Punkt kennen Sie. Dennoch stehe ich Ihnen für ein Gespräch zu dieser Thematik gerne zur Verfügung.

Ich hoffe, Ihnen die übergeordnete und herausgehobene Bedeutung der Arbeitsplatzthematik für den oberbergischen (Süd)Kreis noch einmal deutlich gemacht zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Bodo Löttgen MdL

(oh-13.02.2007 15:02)


 


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