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Geländer an der "Hitler-Mauer" kommt nicht überall gut an

Längste Ruhebank im Oberbergischen

Waldbröl - Bei klarem Wetter hatten Besucher jahrzehntelang einen freien Blick von der Friedensmauer an der Kirchenhecke über Waldbröl. Von dem im Volksmund auch als "Hitler-Mauer" bezeichneten Aussichtspunkt bietet sich ein beeindruckendes Panorama, das in den warmen Monaten auch Jugendliche anlockt und sich zu einem stark frequentiertem Treffpunkt entwickelt hat. In den vergangenen Monaten wurde die Mauer saniert. Im Rahmen dieser Baumaßnahmen mussten Sicherheitsvorschriften eingehalten werden, die ein Geländer forderten. Und eben dieses Geländer stößt einigen Waldbrölern jetzt übel auf.

"Was haben die da gemacht? Sitzbank mit Rückenlehne…? Mal wieder ein Waldbröler Schildbürgerstreich. Hier wartet der Erste auf einen hohen Fall", schrieb ein Leser an Oberberg Heute.

Den hohen Fall hat es leider schon gegeben, allerdings zu den Zeiten, als noch kein Geländer montiert war. Ein junger Mann aus Windeck hatte mit seiner Freundin an einem späten Abend Anfang Mai 2008 die Lichter über der Stadt von der "Hitlermauer" aus genießen wollen, doch der romantische Trip endete im Rettungswagen. Der 21-Jährige stürzte sechs Meter in die Tiefe. Notarzt, Rettungswagen und die Waldbröler Feuerwehr rückten an, um dem jungen Mann zur Hilfe zu eilen. Doch der 21-jährige hatte den Sturz wie durch ein Wunder unverletzt überstanden.

Balanceakte auf der Mauer, die um Haaresbreite ebenfalls mit einem Absturz hätten enden können, waren in den vergangenen Jahrzehnten nicht selten zu beobachten. Häufiger noch sah man Jugendliche, die auf der Mauer sitzend ihre Beine über den sechs bis sieben Meter tiefen Abgrund baumeln ließen. Doch damit ist jetzt Schluss. Ein Geländer mitten auf der Mauerbank macht die Stützmauer, ein erhaltener Teil der 1938 in Bau genommenen Adolf-Hitler-Schule, weitestgehend unbegehbar. Und dieses Geländer war nach der Sanierung ein Muss. Wie uns die Stadt Waldbröl auf Anfrage mitteilte ist auch die Höhe vorgegeben. Vom Boden aus ist für Fußgänger eine Geländerhöhe von 90 Zentimetern vorgegeben, für Radfahrer sind 1,20 Meter gefordert.

Die Sicherheit geht vor und bietet auch in diesem Fall keine Diskussionsgrundlage. Dennoch mutet das Geländer seltsam an, sofern man die rund 700 Meter lange Mauerbank als Rastplatz für Besucher ansieht. Denn mit dem Rücken zum Geländer der vermeintlich längsten "Ruhebank" im Oberbergischen und somit zum wunderschönen Panorama, wird selbst dem naturnahesten Spaziergänger derzeit kein schöner Ausblick geboten. Ruinen, Totholz, in windigen Höhen baumelnde abgebrochene Äste und Gestrüpp am Boden sieht man hier, soweit das Auge reicht. Von umgestürzten Bäumen seit Jahren teils versperrte Trampelpfade und nahezu flächendeckend mannshohes Dornengewirr machen wenig Lust auf einen Abstecher in die unberührte Natur.

Aber selbst hier kann der Stadt kein Vorwurf gemacht werden. Das Gelände ist in Privatbesitz und in nur wenigen Wochen wird wieder dichtes, sattgrünes Blattwerk eine andere Ansicht gewähren. Und damit die zahlreichen Besucher an der Friedensmauer dort auch ein Picknick einnehmen können, hat der Verkehrs- und Verschönerungsverein Waldbröl zahlreiche Abfallbehälter für die Überbleibsel angebracht. Somit ist für Sicherheit und Sauberkeit gesorgt, was mitunter ein wenig zu Lasten der Ansicht, aber nicht der Aussicht geht. (Gina Barth-Muth-05.03.2013 13:49)


Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Waldbröl hat zahlreiche Abfallbehälter an der Mauer aufgestellt - Im "Besucher-Brennpunkt" teils im Abstand von knapp 20 Schritten.


Die Mauer soll als Mahnmal dienen und trägt jetzt den Namen "Friedensmauer" Unbekannte hatten 1982 den Schriftzug "Nie wieder Krieg" an die Mauer gemalt. Dieser Schriftzug wurde von Schülern der Gesamtschule Waldbröl inzwischen bereits zweimal erneuert.




 


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