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Gemeindehaus Kotthausen wird abgerissen

Einsturzgefahr und Schimmel

(Foto: Kirchenkreis An der Agger)
Um Zuversicht, Wagnis und Glaube gibt es in Alexandra Pooks Predigt im Gottesdienst vor der Gemeindeversammlung, in der über den Abriss des Gemeindehauses von 1974 informiert wurde. Aktuell gibt die Gemeinde Möbel und Einrichtungsgegenstände gegen Spenden weiter

Oberberg - Als das Gemeindehaus in Kotthausen im März 2022 von heute auf morgen wegen akuter Einsturzgefahr vom Kreis geschlossen wurde, war das für die Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen ein Schock. Das Haus wurde damals vom Kreisbauamt versiegelt. Seit einiger Zeit steht fest, dass das Gemeindehaus wegen Einsturzgefahr abgerissen werden muss. Zudem ist in den Jugendräumen im Sockel der Kirche Schimmel aufgetreten. Die Gründe und Umstände für den Abriss hatte die Gemeinde in einer umfangreichen Gebäudekonzeption der Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen dargestellt.

Jetzt hat das Presbyterium den geplanten Abriss des baufälligen Kotthausener Gemeindehauses in einer Gemeindeversammlung noch einmal zum Thema gemacht. Rund 35 Gemeindeglieder und der aktuelle Vertretungschorleiter aus Erftstadt, Julian Terrero Gelhaus, nahmen an der Gemeindeversammlung nach dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche Kotthausen teil.

Wintergottesdienste werden in Hülsenbusch gefeiert

Durch den Abriss des Gemeindehauses mit der dort untergebrachten Heizungsanlage ist es nicht mehr möglich, die Kirche zu heizen. Die Gemeinde entschied sich deshalb dafür, im Winter auf Gottesdienste in der Kotthausener Kirche zu verzichten. Alle Sonntags- und Feiertagsgottesdienste finden dann in der vier Kilometer entfernten zweiten Kirche der Gemeinde, in Hülsenbusch, statt.
Einige ältere Gemeindeglieder betonten noch einmal, wie sehr sie an liebgewonnenen alten Gegenständen und dem Gebäude hängen. Sie äußerten die Sorge, dass in Kotthausen die Kirche gar nicht mehr genutzt werde, wenn sie im Winter schließe, weil nach einer langen Winterpause vielleicht niemand mehr komme. Sie räumten aber auch ein, dass seit Corona gerade im Winter viele ältere Menschen lieber Fernsehgottesdienste mitfeierten.

Die Gebäudekonzeption, an der über ein Jahr gearbeitet wurde, werde in der rheinischen Landeskirche sehr positiv wahrgenommen, berichtete das Presbyterium. Die ländliche Kirchengemeinde mit 2800 Gemeindegliedern werde als „lebendig und vorbildlich“ wahrgenommen. Die Gemeinde verfügt zurzeit über 1000 Quadratmeter Gebäudefläche. Angemessen wären bei einer Gemeindegliederzahl von 2800 Menschen nur 350 Quadratmeter. Die von der rheinischen Landeskirche geforderte Gebäudebedarfsanalyse ist Teil der Gebäudekonzeption und dort nachzulesen.

Gemeinde sein, ohne sich auf Gebäude zu fokussieren

Auch Chorleiter Julian Terrero Gelhaus äußerte sich lobend über die aktive Gemeinde. Er berichtete, dass trotz der Veränderungen, „die wir gerade erleben und die unaufhaltsam sind“, die Gemeinde im Vergleich noch einen "großen Reichtum an Gebäude und Personal" habe. Er finde es beeindruckend finde, wie zukunftsorientiert die Gemeinde plane, um vieles möglichst gezielt und langfristig zu erhalten.

Harald Langbusch aus Berghausen sprach als Politiker - er sitzt für die CDU im Kreistag - und als Gemeindemitglied. Der Ort Berghausen habe den Abschied von Kirche und Gemeindehaus im eigenen Dorf bereits erlebt und sei Kotthausen einige Schritte voraus. Sein Statement rückte die persönlichen Wahrnehmungen von ausschließlichem Mangel nur in Kotthausen geraderücken. Er ermutigte, „Gemeinde zu sein, ohne sich zu stark auf ein Gebäude zu fokussieren“.

Pfarrerin Alexandra Pook (Foto: Kirchenkreis An der Agger)
Abriss ab Oktober

Die Nutzung des Gemeindehauses in Kotthausen sollte eigentlich Ende Juni enden. Pfarrerin Pook konnte noch drei Monate Verlängerung aushandeln. „In dieser Zeit werden wir das Gebäude komplett leerräumen.“ Aktuell holt die Gemeinde weitere Kostenvoranschläge von Bauunternehmungen ein. Das Gebäude wird wahrscheinlich ab Oktober abgerissen. Zustimmung bekam die Idee, viele aussortierte Gegenstände, die bei der Zusammenlegung des Inventars zweier alter Gemeindehäuser übrig geblieben sind, auf einem Flohmarkt zu verkaufen. Der Erlös soll gezielt anderen Gemeinden und Organisationen zu Gute kommen. Abzugeben ist unter anderem ein vier Meter hohen flacher Dekobaum, der für die Kotthausener Gemeinde über Jahrzehnte ein wichtiges Symbol war. Abzugeben sind auch Schränke, Geschirr, ein Rednerpult und ältere technische Geräte wie ein Overhead-Projektor.

Neuer Gruppenraum und Bibliothek im Anbau des Pfarrhauses

Im Anschluss an die Gemeindeversammlung schaute sich eine größere Gruppe den umgebauten und neugestalteten Anbau des Pfarrhauses an: Zwei Räume - das ehemalige Amtszimmer und das frühere Wartezimmer des Pfarrers - hat die Gemeinde zu einem neuen gemütlichen Gruppenraum und einer Bibliothek umgestaltet. Ein neuer direkter Zugang von außen wurde geschaffen. In dem Gruppenraum tagt zurzeit das Presbyterium der Kirchengemeinde. Hier ist auch einee Toilette, die künftig von Gottesdienstbesuchenden genutzt werden kann.

Pfarrerin Alexandra Pook: „Wir haben uns auch noch mal angesehen, was wir als Kirchengemeinde alles in Kotthausen investiert haben: 2021 sind die komplette Kirche und die Sakristei gestrichen worden. Die stark rußenden Heizungsrohre in beiden Räumen wurden eingekastet. Die Sakristei bekam eine neue Innenausstattung. Der Jugendraum unterhalb der Kirche wurde 2019 komplett neu gestaltet und hat 2021 eine neue Außentür in den Garten bekommen.“ Aufgrund starken Schimmels sei der Jugendraum aktuell leider nicht nutzbar, da das Gebäude in den 1950er Jahren ohne Isolierung in den Hang hinein gebaut worden war.

Grundstück bleibt der Gemeinde erhalten: Unser Tafelsilber

Wichtig für den Standort Kotthausen ist, dass das große parkähnliche Grundstück erhalten bleibt. Alexandra Pook: „Das ist ja unser Tafelsilber. Wir arbeiten an einer ökologischen Gesamtkonzeption für beide Standorte, um der gesamten Gemeinde gerecht zu werden.“

Auf dem Gelände um die Kirche sind kleine barrierefreie Wohnungen und Tiny Houses geplant, die unter anderem für jungen Menschen und Senioren und Seniorinnen attraktiv sind. Pfarrerin Alexandra Pook: "Hier entsteht quasi um die Kirche ein neues Dorf."

Gemeindereferentin Nadine Hagen sagte: „Für mich war nach der konstruktiven Gemeindeversammlung die wichtigste Erkenntnis: Wir alle sind Kirche und Gemeinde. Wir alle sind dafür verantwortlich, die Gebäude und Angebote, die wir finanziell erhalten können, mit Leben zu füllen, solange es sie gibt. Daher kommt und ladet weitere Menschen ein!"

Fülle und Mangel im Wechsel

Der Abendmahlgottesdienst vor der Gemeindeversammlung hatte liturgisch Raum für Trost und Zuversicht geschaffen. In ihrer Predigt zum 5. Sonntag nach Trinitatis sprach Pfarrerin Alexandra Pook von Menschen, die ihrem Erleben von Frust und Mangel etwas entgegensetzen: Zuversicht, Wagnis und Glaube. So gehen sie im Vertrauen auf Gott weiter und erfahren so auch wieder Zeiten des Aufschwungs.

Die Geschichten von Abraham und Sarah, von Paulus und von Fischern, die keine Fische fangen, richtete den Blick über das Jetzt hinaus - ohne dabei den Mangel, die Sorge und Fragen wegzuschieben. So wird das Erleben in der Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen eingereiht in eine lange Lebenszeit von Gläubigen, die auf der Suche sind und beides erleben: Fülle und Mangel im Wechsel.

Christina Brudereck beim Frauenfrühstück

Auch mit Veranstaltungen geht es in der Gemeinde weiter: So kommt am Samstag, 5. Oktober 2024, die Autorin und Theologin Christina Brudereck zum Frauenfrühstück. (red.-Dienstag, 9. Juli 2024)
www.ev-kirche-huelsenbusch-kotthausen.de


 


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