Oberberg - Stinksauer und bitterböse werden die "Polizisten auf vier Pfoten" nur im Kontakt mit üblen Gesellen und Ganoven, ansonsten sind sie freundlich und verfügen über derart geballte gute Eigenschaften, dass kaum ein Zweibeiner mithalten kann…
Dusty" und "Rico", die beiden Polizeihunde aus dem Südkreis, sind Kollegen par Excellance. Davon sind ihre Chefs überzeugt. Die beiden Polizeihunde sind überaus kameradschaftlich, treu, hoch motiviert, absolut professionell, teamfähig, sozial verträglich und stets zur Stelle. Sie verfügen über eine blitzschnelle Auffassungsgabe und können von einem Moment zum anderen ernsthaft böse werden. Vor allem dann, wenn's um Täter vor Ort oder Angriffe gegen den Chef geht.
Ein Tipp vorab: Wer einen Diensthundeführer in übler Absicht anrempelt, schubst oder gar schlägt, wird hundertprozentig gebissen!
Blitzschneller Wechsel vom Kumpel zum Kämpfer
Für einen Angriff ist kein Kommando notwenig. Polizeihunde sind immer dienstbereit, denken mit und entscheiden im Fall "X" eigenständig. Sie sind absolut unbestechlich und immer auf ein Erfolgserlebnis aus. Vor ihnen kann sich nichts und niemand verstecken. Die oberbergischen Super-Spürnasen finden jeden und alles, was sie suchen sollen.
Täter gestellt
Wer sich ergibt, wird nur kräftig verbellt. Wer aber meint, sich mit "Dusty", "Rico" oder "Barry" und "Herr Müller", den beiden Polizeihunden aus dem Nordkreis, anzulegen oder gar zu fliehen, hat Hundezähne im Bein. Garantiert!
Polizeihunde entspannen die Lage
Doch wer widersetzt sich schon solch imposanten Erscheinungen, denen die Dienstbeflissenheit und Entschlossenheit geradezu anhaftet wie das eigene Fell? Wer kommt ihnen überhaupt zu nahe? "Hooligans im Gelsenkirchener Fußballstadion", sagt Klaus Köster (45), Polizeikommissar und seit Oktober 1994 Hundeführer. Er kann ein leichtes Grinsen kaum unterdrücken. "Als die Fußballrowdys grölend auf uns, eine Reihe von sechs Diensthundeführern, zumarschierten und die Hunde allesamt zähnefletschend in die Leinen sprangen, entschied man sich doch für einen Umweg und sofortiges gesittetes Verhalten."
Ruhe und Ordnung
Eine deeskalierende Wirkung haben die Hunde übrigens auch bei Schlägereien. Eine Faustregel für derlei Einsätze sagt: Ein Diensthund ersetzt acht Kollegen, ein Polizeipferd 12. Ein weiterer Beweis für die Effektivität und Notwendigkeit vierbeiniger "Polizisten" im Dienst für die Bürger.
"Polizei!"… und die Hunde sind in Alarmstellung
In Alarmbereitschaft versetzt die grundsätzlich friedlichen Hunde schon alleine der deutliche Ausruf: "Polizei!" Dann peilen sie die Lage und treffen die notwendigen Maßnahmen - jedenfalls so lange, bis ein Kommando erfolgt. Was man bei Polizeihunden nicht findet, ist der so genannte Kadavergehorsam. "Bei Gebäudedurchsuchungen werden die Hunde vorgeschickt. Dann sind sie auf sich gestellt. Sie kennen ihren Auftrag ganz genau, zusätzliche Kommandos sind da nicht nötig", erklärt Karla Flick (29), Polizeiobermeisterin, seit 1996 bei der Polizei und seit 2004 Diensthundeführerin, die Erste übrigens im Oberbergischen.
"Beute" war in Sekunden zerlegt
Auch die oberbergischen Polizeihunde haben einen enormen Spiel- und Beutetrieb. Ein Muss für jeden guten Diensthund. Wie gut der funktioniert, zeigte sich ganz anschaulich bei unserem Besuch auf der Gummersbacher Hauptwache.
Die Tür geht auf und im gleichen Moment schießt ein lebhafter, überaus neugieriger Hund durch alle Räume, der alles und jeden blitzschnell erkundet. Schneller als die Polizei erlaubt, denn im Nu ist der Deckel eines Aktenkoffers geöffnet und die Brotzeit des Kollegen an der Zentrale entdeckt. Natürlich darf "Rico" einen Teil seiner "Beute" behalten, denn Erfolgserlebnisse sind bei Polizeihunden nun einmal garantiert!
"Dusty" donnert nicht weniger stürmisch in die Wache, aber ihm ist nicht nach Brotzeit. Er ist auf andere Beute aus. Die findet er schließlich in Form eines leeren Pappkartons, den er in rasender Geschwindigkeit zerfetzt - nachdem er sich durch einen kurzen Blick die Erlaubnis eingeholt hat.
"Rico" und "Dusty" zeigen ihren Fund aktiv an", sagt Karla Flick nicht ganz ohne Stolz. "Passivanzeiger bleiben vor ihrem Fund sitzen, schauen hin und bellen." "Dusty" ist zweifelsohne aktiv und man ist angesichts des zerfledderten Kartons froh, sein Gegnerbild nicht zu erfüllen. Anderseits fühlt man sich in Gegenwart beider Hunde ausgesprochen wohl behütet.
Was reizt Hunde an Rauschgift?
"Dusty" ist ein Drogenhund oder besser, ein Rauschgiftspürhund. Er findet jede Art von Rauschgift, ganz gleich wo es versteckt ist. Damit folgt er seinem ausgeprägten Spiel- und Beutetrieb, denn sein Spielzeug riecht seit jeher nicht nach Hundesabbel, sondern nach Rauschgift. Und wenn er Rauschgift sucht, sucht er nichts anderes als sein Spielzeug. Das findet seine Nase ausgesprochen zielsicher.
Bester Junghund seit 25 Jahren
Wie gut der belgische Schäferhund (Malinois) "Dusty" ist, erklärt Köster kurz und knackig: "Er ist der Beste!" Und so ist es tatsächlich. "Dusty" absolvierte seine Abschlussprüfung als bester Junghund seit 25 Jahren in der Polizeihundeschule in Stukenbrock. Seitdem ist er ebenso wie "Rico" auf Erfolgskurs: Ein Ergebnis konstanten Trainings und idealer Haltungsform. Beide Hunde leben im engen Familienverbund im Privathaushalt der Hundeführer und beherrschen den Dienstalltag ebenso wie das Familienlieben. "Und das ist gut so", beteuern Flick und Köster unisono.
Hund abgeben wäre der Super-Gau
Polizeihunde stehen im Dienst der Behörde und können ebenso wie die Beamten versetzt werden. Auch ohne ihren Herrn. Solches Ungemach droht vor allem, wenn ein Hund durch die alljährliche Allgemeine Leistungsprüfung (ALP) fällt oder eine der ebenfalls vorgeschriebenen Spezialprüfungen nicht besteht. Dann stellt sich die Frage, liegts am Herrn oder liegts am Hund. Eine Trennung des Teams kann dann schnell erfolgen.
"Für mich wäre das der Super-Gau", erklärt Köster, der "Dusty" mit drei weiteren Hunden Zuhause hält. "Dusty" ist mehr als ein Diensthund, er sei ein Familienmitglied und er lebt schon seit dem Welpenalter bei Kösters. Eine Abgabe in andere Hände wäre undenkbar und würde zu einer Familientragödie führen - auch im Hause Flick käme eine Trennung vom Hund einer Katastrophe gleich. Allzu große Sorgen müssen sich Flick und Köster diesbezüglich allerdings nicht machen. Auch die Behörde weiß: Never change a winning Team! (Gina Barth-Muth 12.1.2006 16:05)
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Karla Flick hat "Rico" (5) mit fünf Monaten aus einer privaten Zucht gekauft und in ihrer Freizeit mit Hilfe der Kollegen ausgebildet. Der "Holländische Herder" (Hütehund) ist ein Spürhund. Er sucht Gegenstände nach menschlicher Witterung, wird bei Vermisstensuche und bei Durchsuchungen eingesetzt. |
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Klaus Köster hat „Dusty“ 1999 schon als Welpen bei sich aufgenommen und auch ausgebildet. Der Mailnois stammt aus der landeseigenen Polizei-Hundezucht in Stukenbrock. „Dusty“ ist seit April 2000 Rauschgifthund.
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Seit dem 01.01.2006 müssen Polizeihunde bei ihren regelmäßigen Prüfungen noch höhere Standards erfüllen als bisher. Für die oberbergischen Diensthunde kein Problem. Sie sind ebenso gute Allrounder wie Spezialisten. |
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