Morsbach - Bezug nehmend auf die Versammlung am 2. November 2010
im Morsbacher Gertrudisheim möchte ich meiner Verwunderung Luft machen.
Als Morsbacher Mutter bin ich neugierig und interessiert zu der Veranstaltung
gegangen, in der Hoffnung, umfangreich informiert zu werden. Es wurde jedoch
offensichtlich vorausgesetzt, dass sich jeder Anwesende im Vorfeld bereits intensiv
mit dem Thema beschäftigt hat…
…doch woher hätte ich Informationen bekommen können?
Die Idee zu dieser neuen Schulform existiert ja erst seit wenigen Wochen
in den Köpfen der Verantwortlichen und dringt tropfenweise und spärlich an
die Öffentlichkeit, die noch aus den haarsträubenden Diskussionen im
vergangenen Jahr um die Gesamtschule verunsichert ist.
Diese Idee scheint aber bei genauem Hinhören eine seitens des Bürgermeisters
längst beschlossene Sache zu sein, die jetzt händeringend in kürzester Zeit auf
den Beifall der Eltern und der finanziell Verantwortlichen wartet.
Seltsam!
Wie kann man einen Beschluss fassen, bevor die Betroffenen, nämlich alle
Morsbacher Eltern von Grundschülern, gründlich und politisch ungefärbt
informiert und nach ihrer Meinung gefragt werden?
Und noch bevor überhaupt ein tragfähiges, durchdachtes pädagogisches Konzept
für diese neue utopische Schulform vorliegt?
Eine Schulform, zu der es in NRW bislang keinerlei Erfahrungswerte gibt!
Dieses neue Konzept soll aber bereits (von einer seit wenigen Wochen
existierenden Planungsgruppe) bis zum 20.11. aus dem Boden gestampft werden,
damit sich bereits im Februar 2011 mindestens 69, aber keinesfalls mehr als
100 Kinder in der 3,3 Millionen € teuren neuen Mensa zum Mittagessen anmelden
können.
Ob den Morsbacher Eltern klar ist, dass es damit zwar eine prachtvolle
Begegnungsstätte, aber ab dem kommenden Schuljahr keine Realschule und keine
Hauptschule mehr geben wird?
Im Klartext: Eltern, die ihr Kind auf eine reine Haupt- oder Realschule schicken
möchten, werden nach Wissen, Waldbröl oder sonst wohin verwiesen.
Was für eine Zumutung!
Sollen Morsbacher Eltern ihre Kinder einem Schulversuch opfern?
Denn diese neue Schulform ist in der Tat nur ein Versuch, dessen Gelingen
in regelmäßigen Abständen überprüft werden soll.
Der Versuch Gemeinschaftsschule wäre eine Schule für alle Kinder bis zum
10.Schuljahr, in der sich stärkere und schwächere Schüler zehn Jahre lang
gegenseitig ausbremsen und sich wertvolle Zeit stehlen. Zeit, die sie je nach
Leistungsstand an den gut funktionierenden und bewährten Morsbacher Schulen
zum Lernen haben!
Auch eine angestrebte gymnasiale Oberstufe steht derzeit noch in den Sternen,
denn die dafür notwendigen Bedingungen sind noch völlig ungeklärt, sodass man
also den Begriff „Abitur“ nicht als Lockmittel für Morsbach nutzen darf. Mit solchen
Prophezeiungen Werbung zu machen, halte ich für grob fahrlässig.
Fakt ist: Wenn dieser Versuch scheitert, hat Morsbach keine weiterführende Schule mehr!
Letztendlich ist das ganze Thema leider wieder ein Politikum.
Im Vordergrund sollten beim Thema Schule immer die Kinder sein, doch hier
fungieren sie nur als Zahlen, mit denen wild herum jongliert wird, je nachdem, wie
sie gerade gebraucht werden. Hier sind zu wenige, da zu viele.
Wer möchte mit seinen Kindern herumexperimentieren lassen, ob ein Konzept
aufgeht oder vielleicht nicht? Verantwortungsbewusste Eltern hoffentlich nicht…
Ein runder Tisch, den ich mit Unbehagen verlassen habe.
Regina Kappenstein, Morsbach
(red.-11.11.2010 05:36)
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