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NGG zieht Zehn-Jahres-Bilanz zur „Grundsicherung im Alter“

37 Prozent mehr Senioren leben von „Alters-Hartz IV“

Oberberg - Immer mehr Ältere können von ihrer Rente nicht leben: Die Zahl der Menschen im Oberbergischen Kreis, die im Rentenalter staatliche Unterstützung brauchen, sei enorm gestiegen. Insbesondere Frauen seien auf das „Alters-Hartz IV“ angewiesen. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen. Demnach haben zu Beginn des vergangenen Jahres rund 1.340 Senioren die so genannte Grundsicherung im Alter bezogen - 69 Prozent davon Frauen.

Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor, als die Grundsicherung eingeführt wurde, bekamen rund 980 Ältere die Sozialleistung. „Damit hat die Zahl der Menschen, die im Oberbergischen Kreis auf Sozialhilfeniveau leben, in dieser Zeit um mehr als 37 Prozent zugenommen. Das ist eine fatale Entwicklung. Für den einzelnen Rentner bedeutet dies, dass seine gesetzliche Rente unter dem Existenzminimum liegt“, sagt der Geschäftsführer der NGG Köln, Ernst Busch. Bei immer mehr berufstätigen Menschen wachse derzeit die Angst vor der Armutsfalle im Alter.
Wer heute als Rentner ein Einkommen von weniger als 758 Euro pro Monat hat, der sollte seinen Anspruch auf Grundsicherung im Alter prüfen, rät die Deutsche Rentenversicherung. „Dies ist aber kein fester Grenzwert. Auch wer etwas darüber liegt, kann sich an das Sozialamt wenden. Hier wird dann der Einzelfall geprüft. Die Miete beispielsweise spielt dabei eine Rolle. Und die kann schließlich überall anders sein“, so Ernst Busch. Die Regelleistung betrage 391 Euro für Alleinlebende und 353 Euro für jeden, der in einer Ehe oder eingetragenen Partnerschaft lebt. Hinzu kämen dann noch weitere Leistungen - etwa für Unterkunft und Heizkosten. Auf den so ermittelten Gesamt-Betrag der staatlichen Unterstützung werde die eigene Rente allerdings noch angerechnet - und zwar in voller Höhe.

„Die Rentenleistungen werden immer geringer. Die Bundesregierung hat das Rentenniveau, das auf Basis des durchschnittlichen Netto-Jahresarbeitseinkommens ermittelt wird, auf derzeit 48,8 Prozent abgesenkt. Bis zum Jahr 2030 wird dies auf 43 Prozent sinken“, so die NGG. Ein Durchschnittsverdiener müsse dann 35 Jahre statt bisher 26 Jahre lang arbeiten, um wenigstens eine Rente oberhalb der Grundsicherung im Alter zu bekommen. „Es ist dringend notwendig, das derzeitige Rentenniveau zu halten und die Leistungen der Rentenversicherung zu verbessern. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat dazu ein Konzept vorgelegt und gezeigt, dass das auch finanzierbar ist“, so Ernst Busch.

Darüber hinaus macht die NGG Köln Niedriglöhne für die Altersarmut verantwortlich. Daran werde auch der gerade beschlossene Mindestlohn von 8,50 Euro nichts ändern. „Das einzige Gegenmittel sind gute Tariflöhne. Und um die durchzusetzen, gilt: Je mehr Beschäftigte einer Branche in der Gewerkschaft sind, umso stärker ist die Verhandlungsposition am Tariftisch - und umso besser am Ende der Lohn“, sagt Geschäftsführer Ernst Busch.

Die Tatsache, dass deutlich mehr Frauen von Altersarmut betroffen sind, führt die NGG Köln ganz wesentlich auf „eine Schieflage bei den Löhnen“ zurück: „Noch immer verdienen Frauen im Schnitt deutlich weniger als Männer. Das rächt sich dann auch bei der Rente. Es ist deshalb höchste Zeit für ‚Equal Pay‘ - für gleichen Lohn für gleiche Arbeit“, sagt Ernst Busch. (eb.-22.07.2014 08:37)


 


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