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Im Klimawandelanpassungskozept werden 14 Handlungsfeldern betrachtet. Diese sind in sieben Arbeitsbereichen (Cluster) zusammenfasst, mit dem Cluster Information, Bildung und Netzwerke als ein Querschnittsthema. (Foto/Grafik: OBK) |
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Oberberg - Das Interkommunale Klimawandelanpassungskonzept Oberbergischer Kreis (KWAK) startet in die Umsetzungsphase. Das Konzept wurde seit 2023 in einem intensiven Dialogprozess mit den 13 Städten und Gemeinden des Oberbergischen Kreises erarbeitet. Daran waren außerdem zahlreiche weitere Akteure von zwei Fachbüros gemeinsam mit der Kreisverwaltung beteiligt.
Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 2. Oktober 2025 das KWAK beschlossen. Das Konzept bildet die Grundlage für die notwendigen Anpassungen an die unabwendbaren Folgen des Klimawandels für das Kreisgebiet. „Starkregenereignisse und Hochwasser, Hitzephasen und geschwächte Wälder sind keine Einzelfälle mehr, sondern das Ergebnis eines sich verändernden Klimas, das unser Leben und unsere Region zunehmend beeinflusst. Die unabwendbaren Folgen des Klimawandels sind eine Herausforderung, an die wir uns anpassen müssen,“ sagt Kreisdirektor Klaus Grootens.
Klimawandelanpassung als Teil des Programms Klima - Umwelt - Natur - Oberberg
Klimaschutz, Umgang mit den Klimawandelfolgen, der Schutz und Erhalt von Lebensräumen sowie die Förderung und Erhalt der Artenvielfalt - diese vier Bausteine bilden das Programm Klima - Umwelt - Natur - Oberberg (KUNO). Der Oberbergische Kreis bündelt darunter seine vielfältigen Aktivitäten rund um die Themen Klima und Biodiversität.
„Damit wir strategisch und faktenbasiert handeln können, ist ein mit den relevanten Akteuren gemeinsam erarbeitetes Klimawandelanpassungskonzept notwendig. Deshalb gehen wir voran und haben als einer der ersten Kreise in NRW dieses Konzept erstellt,“ sagt Frank Herhaus, Dezernent für Planung, Regionalentwicklung und Umwelt. „Damit haben wir eine Grundlage geschaffen, die es auch den Städten und Gemeinden unter anderem ermöglicht, notwendige Fördermittel zu beantragen.“
Im Konzept stellt den aktuellen Sachstand zum Klimawandel im Oberbergischen Kreis und die zu erwartenden Veränderungen bis zum Ende des Jahrhunderts für die Region dar. Darin zeigt sich, dass die Durchschnittstemperatur im Oberbergischen Kreis, in den letzten 60 Jahren, bereits um rund 1,7 Grad Celsius gestiegen ist. Und sei steigt voraussichtlich bis zum Ende des Jahrhunderts weiter an.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima des Landes Nordrhein-Westfalen stuft den aktuellen weltweiten Trend, der einen Anstieg von weiteren rund 3 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 vorhersagt, als wahrscheinlich ein. Folglich werden Hitzetage und Hitzeperioden zunehmen, Frosttage im Winter werden dagegen deutlich seltener. Auch die Niederschlagsmuster werden sich verändern. „Die Wissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass sich die Niederschläge im Jahresmittel kaum verändern werden, aber unsere Sommer werden tendenziell trockener und die Winter nasser“, fasst Frank Herhaus zusammen.
Anpassungen in vielen Lebensbereichen notwendig - 14 Handlungsfelder betrachtet
Da nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens und Wirtschaftens im Oberbergischen Kreis zukünftig noch stärker als heute von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein werden, haben die Akteure im Rahmen der Konzepterarbeitung insgesamt 14 Handlungsfeldern betrachtet. Diese sind in sieben Arbeitsbereichen (Cluster) zusammenfasst: Gesundheit und Katastrophenschutz, Wasser, Land, Infrastrukturen, Wirtschaft sowie Planen und Bauen und Raumplanung. Ein Querschnittsthema bildet das Cluster Information, Bildung und Netzwerke.
Die notwendige Anpassung ist eine Daueraufgabe, die vor allem mit einem großen Informationsbedarf einhergeht. „Wir möchten sachlich informieren, keine Ängste schüren, sondern die Bürgerinnen und Bürger dafür sensibilisieren und befähigen, selbst vorzusorgen und damit besser vorbereitet zu sein auf mögliche Extremwetterereignisse und Einsatzlagen, aber auch auf längere Trockenperioden“, sagt Kreisdirektor Klaus Grootens. Vulnerable Gruppen, z.B. Schulkinder und ältere Personen, stehen besonders im Fokus, da sie bspw. die zunehmende sommerliche Hitze besonders belastet.
Im Interkommunalen Klimawandelanpassungskonzept werden die 14 Handlungsfelder sehr detailliert betrachtet. Mittels einer Betroffenheitsanalyse haben die Akteure ermittelt, wo genau Anpassungsbedarfe bestehen. Zu diesen Handlungsfeldern wurden gemeinsam Maßnahmen erarbeitet, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Hierzu wird es auch notwendig sein, passende Fördergelder abzurufen, um die erarbeiteten Erfordernisse in der aktuell angespannten Haushaltslage tätigen zu können. „Wir setzen die Maßnahmen mit eigenem Personal und den verfügbaren Ressourcen um, sodass wir notwendigerweise priorisieren müssen. Der Kreistag hat hierzu bereits drei Maßnahmen beschlossen, mit denen wir in der Umsetzung beginnen,“ sagt Umweltdezernent Frank Herhaus.
Das sind: die Fortbildungsreihe zu verschiedenen Themen der Klimaanpassung in der Stadtplanung der Kommunen, die Sensibilisierung und Beratung der Wirtschaft sowie die Sensibilisierung und Aktivierung der Oberbergischen Bevölkerung.
Leitbild und Anpassungsziele beschlossen
Der Kreistag des Oberbergischen Kreises hat im letzten Jahr bereits ein Leitbild sowie Anpassungsziele zu den Handlungsfeldern und Clustern des Klimawandelanpassungskonzepts beschlossen. Das Leitbild und die Anpassungsziele stellen heraus, dass es von besonderer Bedeutung ist, die Lebensqualität vor Ort sowie die Stärken des Oberbergischen Kreises zu erhalten und eine enge Verzahnung von Klimaschutz und Klimaanpassung vorzunehmen.
13 Kommunale Kurzkonzepte erstellt
Das Interkommunale Klimawandelanpassungskonzept beschreibt die Lage des Oberbergischen Kreises und geht auf die notwendigen Anpassungsmaßnahmen ein. Das KWAK stellt die kommunale Situation in den Mittelpunkt. Alle 13 Städte und Gemeinden haben ein eigenes Kommunales Kurzkonzept erhalten, das bereits in vielen Kommunen von den zuständigen Gremien beschlossen wurde und zukünftig - gemeinsam mit dem beschlossenen Kreiskonzept - als Basis für die Fördermittelbeantragung stehen kann.
„Alle Kommunen haben sich intensiv in den Erarbeitungsprozess eingebracht und ihre besonderen Situationen vor Ort betrachtet. Im Ergebnis wurde in enger Abstimmung mit den einzelnen Kommunen eine kommunenspezifische Fokusmaßnahme erarbeitet, die als vordringlich im Bereich der Klimaanpassung betrachtet wird", so Bürgermeistersprecher Matthias Thul.
„Der Kreis unterstützt bei Bedarf die Kommunen auch weiterhin in der Umsetzung ihrer kommunalen Maßnahmen sowie die Fachakteure und die Wirtschaft in ihren Prozessen. Die Anpassung an den Klimawandel muss durch alle öffentlichen Institutionen erfolgen, um erfolgreich zu sein“, fasst Frank Herhaus die Zukunftsaufgabe zusammen.
Die Städte und Gemeinden im Oberbergischen Kreis haben es sich zur Aufgabe gemacht, mehr Grün und Wasser in ihre Siedlungsgebiete zu bringen, sich für den Radverkehr besser aufzustellen und sich verstärkt für die sommerlichen Hitzeperioden anzupassen. Dazu gehört, dass Flächen entsiegelt werden sollen, Regenwasser gespeichert wird und langsam versickern kann. Das nutzt der Bevölkerung sowie den Tieren und Pflanzen gleichermaßen. Die enge Verzahnung von natürlichem Klimaschutz, notwendiger Klimaanpassung und Schutz der Lebensräume und der Artenvielfalt zeigt sich in vielen erarbeiteten Maßnahmen der Kommunen und des Kreises. Dabei wird auch die überregionale Bedeutung des KWAK deutlich. Denn die klimatischen Bedingungen im Oberbergsichen Kreis wirken kreisübergreifend, z. B. die vor allem für die im westlichen Kreisgebiet relevante Kaltluftentstehung, die den Nachbarn zu Gute kommt.
Abschluss- und Auftaktveranstaltung am 15. Januar 2026 geplant
Am 15. Januar 2026 ist eine Abschlussveranstaltung zum Erstellungsprozess geplant, die gleichzeitig den Auftakt für die Umsetzung der Klimaanpassungsmaßnahmen bildet. Die Veranstaltung wird in Gummersbach in der Halle 32 stattfinden. Dort werden der Öffentlichkeit und der Fachöffentlichkeit die Ergebnisse sowie die weiteren Arbeitsschritte des Interkommunalen Klimawandelanpassungskonzepts vorgestellt. Die Bürgerinnen und Bürger sind bereits heute eingeladen, sich über die Auswirkungen des Klimawandels im Oberbergischen zu informieren.
Das KWAK ist über die Internetseite www.obk.de/kwak einsehbar.
Eng mit dem Klimawandelanpassungskonzept ist das Starkregenrisiko-management verknüpft, dass der Oberbergische Kreise bereits in diesem Sommer veröffentlicht hat. Die gebäudescharfen Berechnungen zu möglichen Überflutungen durch Starkregenereignisse sind im Internet über rio.obk.de/mapbender/application/RIO_Starkregen zu finden und dienen ebenfalls der Eigenvorsorge von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen. (red.-06.10.2025 11:59)
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