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| Die Wut an den Zaun gemalt |
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Oberberg - Knapp 100 Unterschriften haben Morsbacher Anwohner jetzt zusammen getragen, um auf ihre Notsituation und ihre schier aussichtslose Lage aufmerksam zu machen. Dutzende Anzeigen wurden geschrieben, zahlreiche Polizeieinsätze gefahren, doch der Terror aus dem Nachbarhaus hört nicht auf. Im Gegenteil. Gestern wollte der Wüterich Kinder mit Benzin übergießen und anzünden.
Ein klares Feindbild scheint der Mann aus dem Südkreis, der seine Nachbarn, Geschäftsleute und selbst Fremde seit Wochen in Atem hält und in Angst und Schrecken versetzt, nicht zu haben. Vielmehr setzt er scheinbar jedem zu, der ihm „irgendwie quer sitzt“. An den Tankstellen in seinem Heimatort und auch weit über diese Grenze hinaus, hat er längst Hausverbot. Telefonterror in der Nacht, mit bis zu 17 Anrufen bei nur einem Teilnehmer, scheinen noch eine eher harmlose Variante seines Krawallrepertoires zu sein. Laute Musik bis tief in die Nacht, Straßenblockaden mit dem PKW, schlimme Drohungen und wüste Beschimpfungen sind die Steigerung.
Und die Situation spitzt sich mehr und mehr zu, berichten die verzweifelten Nachbarn, die ihre Kinder inzwischen zur Schule fahren, die nur wenige Schritte entfernt ist. Seit man wisse, dass der Nachbar auch den Kindern bis in die Schule folge, sei man auf der Hut. Unbeaufsichtigt im eigenen Garten spielen lassen, könne man sie schon längst nicht mehr. Als der Mann dann gestern damit drohte, die Kleinen mit Benzin zu übergießen und anzuzünden, war das Maß voll. „Wir halten das nicht mehr aus!“
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn´s dem bösen Nachbarn nicht gefällt
Heute versammelten sich rund 20 betroffene Anwohner zu einem Gespräch bei Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski und baten um Hilfe, denn sie befürchten, dass die Situation weiter eskaliert. Davor fürchten sich die Anwohner seit Sonntag mehr denn je, denn gestern soll der unliebsame Nachbar Passanten um Waffen gebeten haben, weil er in seinem Straßenzug „mal so richtig aufräumen“ wolle. Im Fenster seines Hauses drapiert er Holzkreuze und Grablichter. Gestern legte er nach und dekorierte sein Haus mit einer Lichterkette als Rosenkranz und der heimlichen Botschaft. „Ihr könnt schon mal beten!“
Auf die leichte Schulter nehmen kann man die Aktionen des wütenden Nachbarn schon lange nicht mehr, auch wenn es bislang bei unzähligen Nachfahrten, Spionierereien, Stalking und wüsten Drohungen geblieben und es noch zu keinen tatsächlich handgreiflichen Übergriffen gekommen ist. „Wir wollen aber nicht tatenlos zuschauen, bis etwas passiert. Das hier muss ein Ende haben. Nur scheinbar fühlt sich niemand zuständig“, klagen die leidgeprüften Anwohner, die in den letzten Wochen schon etliche Anzeigen gemacht haben.
„Wenn die Polizei über eine Anzeige Kenntnis von einer Straftat erhält - und dazu zählen auch Drohungen - wird gehandelt. Macht jemand durch auffälliges Verhalten auf sich aufmerksam, werden die entsprechenden Fachdienststellen, wie zum Beispiel das Gesundheitsamt informiert und auch über eventuelle weitere Vorfälle in der Sache auf dem Laufenden gehalten. Ebenso wird das zuständige Ordnungsamt benachrichtigt“, erklärt Jürgen Dzuballe, Pressesprecher der Polizei, der weitere extreme Fälle von Nachbarschaftsstreitigkeiten im Kreisgebiet kennt, die zur Anzeige gebracht wurden.
Allerdings gibt es auch Extremfälle im umgekehrten Falle. So beschäftigt ein Ehepaar aus dem Südkreis seit Jahren zahlreiche Behörden mit teils unsinnigen Anzeigen und Beschwerden und hat sich damit inzwischen den Unmut fast der ganzen Nachbarschaft eingehandelt. Zu einer der abstrusesten Anzeigen zählt wohl eine vermeintliche Körperverletzung durch Rhythmen. Dahinter verbirgt sich offenbar der Zorn über eine fröhliche Feier im Nachbarhaus, bei der im zumutbaren Rahmen Musik gespielt wurde.
Doch die Liste der nachbarschaftlichen Zankereien ist lang und führt von Stänkereien über Psycho-Terror, „Flitzer-Attacken“ bis hin zu Sachbeschädigungen und schweren Körperverletzungen. Soweit aber darf es nicht kommen. (Gina Barth-Muth-21.03.2011 17:29)
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