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„Ballerei“ oder praktizierter Tierschutz?

Jäger schießt auf Katze

Auf der unteren Wiese wurde auf die Katze geschossen. Am Horizont erkennt man das angrenzende Wohngebiet am Beeringweg. In diese Richtung versuchte das schwerstverletzte Tier laut Aussage des Augenzeugen zu flüchten.
Waldbröl - Samstagmorgen, 8.15 Uhr, bei Happach. Der Autofahrer Thomas D. (50) entdeckt einen Jäger, der mit einer Flinte im Anschlag, direkt an der Straße, an seinen Jeep lehnt und auf eine Katze zielt. Die Katze sitzt aufrecht auf einer Wiese, als spähe sie nach einer Maus. Es fällt ein Schuss.

Augenzeuge Thomas D. aus Nümbrecht berichtet

Die Katze ist getroffen, aber sie lebt noch. Das Tier versucht mit letzter Kraft, auf die Vorderbeine gestützt, das Hinterteil hinter sich her schleppend, in Richtung Beeringweg zu kriechen. Thomas D. will den Jäger ansprechen, kann aber aufgrund der Straßenlage an Ort und Stelle nicht gleich anhalten. Er braucht nur wenige Minuten, um sein Auto am THW zu wenden und die kurze Strecke zum Ort des Geschehens zurückzufahren. Was er dann sieht, verfolgt ihn.

Der Jäger stapft über die Wiese, hält die Katze kopfüber am Schwanz gepackt. An ihrem Körper erkennt Thomas D. einen Handteller große blutige Wunde. Das Tier bewegt sich. Der Zeuge hält an, steigt aus seinem PKW aus, geht auf den Jäger zu und macht ihn darauf aufmerksam, dass die Katze noch lebt. Doch er wird schroff abgewiesen. „Ich musste mich als Idioten beschimpfen lassen, der keine Ahnung hat“, berichtet der Tierfreund aus Nümbrecht. „Dann schleudert der Jäger das Tier, das er immer noch kopfüber am Schwanz gepackt hält, achtlos in eine Plastikwanne im Heck seines Jeeps, gerade so als schmeiße man Müll weg. Auch dabei bewegte sich die Katze“, sagt Thomas D. entsetzt.

Der Zeuge gibt nicht auf, bittet, die grau getigerte Katze noch einmal sehen zu dürfen. Er geht näher an das Fahrzeug heran. „Als ich durch das Fenster des Jeeps geschaut habe, konnte ich kurz sehen, dass sich die Katze immer noch bewegte, aber ich wurde abgedrängt, musste vom Jeep zurückweichen. Ich durfte die Katze nicht mehr sehen“ erklärt der Nümbrechter, der selbst Katzen und Pferde hält.

„Der Jäger hat mich mit der kurzen Bemerkung, die Katze sei angefahren gewesen und er habe Tierschutz geleistet, einfach stehen lassen“, sagt Thomas D. Aber er glaubt diese Version nicht. „Die Katze saß aufrecht mitten auf der Wiese. Hier ist alles voller Mauselöcher und Maulwurfhügel. Das Tier wollte mausen. Sie machte auf mich keinesfalls den Eindruck als sei sie schwer verletzt gewesen.“

Nachdem der Jäger die Katze ins Auto geworfen hatte, habe er es offenbar sehr eilig gehabt fort zukommen, berichtet der Zeuge. Er sei in seinen Jeep gestiegen und über einen gesperrten Weg zügig davon gefahren. Thomas D. will ihm folgen. Er sucht eine Erklärung, will das Tier sehen, will helfen und er will nach einer eventuellen Tätowierung suchen, um die Halter zu finden. Aber der Jeep macht sich weiter über unwegsames Gelände davon. Thomas D. kann ihm mit seinem PKW nicht folgen. Er ist aufgebracht. Er trifft eine Spaziergängerin mit Hund, spricht sie an und erzählt, was er gerade erlebt hat. Die Hundehalterin ist über den Vorfall keineswegs erstaunt. Es sei kein Einzelfall, sagt sie. Im weiteren Bereich soll ein Schäferhund erschossen worden sein, der Halter sei in der Nähe gewesen. Wer seinen Hund nicht an der Leine führe, laufe in manchen Gebieten Gefahr, ohne Hund nach Hause zu kommen. Katzen ließe man besser grundsätzlich im Haus.

Jäger dürfen Katzen erschießen, aber viele wollen es nicht

Wenn die Katze tatsächlich schwerstverletzt gewesen sei, dann sei die Maßnahme auch gerechtfertigt, anderenfalls sei das Vorgehen des Jägers unverständlich, erklärte der für Waldbröl zuständige Hegeringleiter, Paul Schneider.

Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz liegt aber selbst dann nicht vor, wenn Jäger auch gesunde und unversehrte Katzen erschießen, sofern sich die Tiere in einem gewissen Abstand zu Wohngebieten aufhalten. Wie weit genau die Grenze ist, wussten einige Jäger, die wir befragt haben, spontan nicht genau zu sagen - weil sie ohnehin niemals auf Katzen und friedliche Hunde zielen würden. Dies beteuerten alle unsere Gesprächspartner glaubhaft. Für das ihm vom Zeugen vorgeworfene Verhalten des „Kollegen“ zeigte bislang niemand Verständnis. Selbst bei wildernden Hunden, die dem Wild oft erhebliche Qualen zufügen, würde man mit den Hundehaltern sprechen, sie zur Einsicht bewegen und nicht gleich losschießen. Der Jagdausübungsberechtigte für das betreffende Gebiet war heute nicht zu erreichen.

Der Tierschutzverein THEA e.V. hat eine Anfrage auf seiner Internetseite veröffentlicht, in dem Tierhalter um Kontaktaufnahme gebeten werden, die ihre Tiere im weiteren Bereich Isengarten/ Happach/ Bröl/ Niederbröl vermissen. Es seien schon vor einiger Zeit zahlreiche Suchmeldungen aus dieser Region bei dem Verein eingegangen. (gbm-29.11.2009 21:03)




 


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